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Veröffentlicht am 6. Dezember 2015 von lyrikzeitung
Die Wahl des Gedichtbandtitels ist programmatisch. Das in ihm enthaltene Versprechen erinnert an den auch als Eindruckskunst bezeichneten Impressionismus. In Roloffs Gedichten wird die impressionistische „Forderung höchster Empfänglichkeit, differenziertester, hingebungsvollster Aufnahmefähigkeit“ (Luise Thon) von Eindrücken sicherlich eingelöst. Doch geht es ihm nicht so sehr um die passive, Aufnahmefähigkeit bedingende Grundhaltung des wahrnehmenden Subjekts, sondern um den Augenblick, in dem sich seine Aufnahmefähigkeit erschöpft: „dass dies gestorbensein so / aus dem schatten springt // aus dieser röntgenmaske / dem dreifaltigen flipchart // hat mich aus dem tritt gebracht / als du dich hinknietest / hörte ich auf genauer hinzusehen“. Ihm geht es um die Voraussetzung des Schreibens schlechthin: Erst bei Überreizung und Rhythmusverlust, nämlich dann, wenn man von gewissen Eindrücken erschlagen wird und aus dem Tritt kommt und wenn das wahrnehmende Bewusstsein zu einem vollen Aura- und Inspirationsspeicher wird, so dass man nicht mehr genauer hinsehen muss, wird Schreiben möglich. / Alexandru Bulucz, Park. Zeitschrift für neue Literatur, Heft 68, Dezember 2015, S. 108f.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Alexandru Bulucz, Marcus Roloff
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