„Verrückt nach Gedichten“

Arabische Poesie ist ein Kosmos für sich. Es ist jedoch keineswegs eine verstaubte, antiquierte Welt. Denn gerade Lyrik ist das Ausdrucksmittel schlechthin für eine junge arabische Generation. Aber auch ein verbindendes Glied zwischen den Generationen. Gleichermaßen Lebenseinstellung wie Kunstform. Eine herb glitzernde Welt, die hinter die Fassade der Worte blickt, die es zu erkunden lohnt. Sofern die Texte in deutscher oder zumindest englischer Übersetzung verfügbar sind. Einen Schritt in diese Richtung hat dieser Tage der österreichische PEN-Club getan. Mit der ersten Tagung für arabische Literatur in Wien. Im Rahmen dieses Symposiums erschien auch der Gedichtband „Symphonie der Rub al-Chali“ (der arabischen Wüste). Er enthält deutsche Übersetzungen von Gedichten junger Poetinnen und Poeten aus der Golfregion – aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und dem Oman.

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Die junge Dichterin Shaikha Bin Jassim etwa nutzt soziale Medien, um Freunde an ihren Gedichten teilhaben zu lassen. Sie hat bereits einige Lyrikbände veröffentlicht und mehrere Preise dafür bekommen. Für die Bibliothekarin aus den Emiraten ist Literatur wie eine tägliche Mahlzeit: „Man braucht etwas für die Seele und unsere Seele ist Poesie.“ Die Gedichte der jungen Frau mit den wachen, melancholischen Augen kreisen um das Menschsein, die Liebe. Es ist für sie eine Möglichkeit, etwas in einer andren Sprache zu sagen. In der der Poesie.

In ihrer Heimat sei man „verrückt nach Gedichten“, Literatur ein integraler Bestandteil des Lebens, keineswegs einer Bildungselite vorenthalten. Der Scheich von Schardscha etwa, einem der sieben Emirate, hat jedem Haushalt eine Bibliothek mit 50 Büchern gestiftet. Inklusive Regal. / Judith Belfkih, Wiener Zeitung

„Symphonie der Rub al-Chali“, 14,80
edition pen im Löcker Verlag

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