Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 26. August 2015 von lyrikzeitung
Schulz‘ an den Moment gebundene Experimentierfreudigkeit macht sich vor allem in seinen Prosagedichten bemerkbar. Meist nicht länger als eine Seite, vermögen sie einen in unberechenbare semantische und syntaktische Schwingungen zu versetzen. Man könnte sie als improvisierte Stepptänze auf engstem Raum bezeichnen. Ob es sich dabei um die Beschwörung eines Ortes, die Erinnerung an ein gemeinsam verbrachtes Wochenende oder um das Wesen der deutschen Dichtung handelt, Schulz geht seine «Themen» in einem Staccato aus über die Interpunktion hinausschiessenden Sätzen an. Sätze, bei denen der Punkt das Zeilen- und Vers-Ende ersetzt, nicht aber den assoziativen Fluss der festgehaltenen Bilder zersetzt: «Als Deutscher laufe ich der Holzmaus hinterher, die an einem unsichtbaren Faden gezogen wird. Durch den Wald. Jeder ist finster. Inside der Kuckucksuhr. Wer spricht? Ein Polizist mit einer Orange in der Hand. Ein landläufiger Huflattich. Oder in Schöneberg ein verspätetes Ich. Du bist bestimmt in Bestimmungen, die voraus eilen. Ich muss ins Planetarium. Die Sterne rufen . . .» / Andreas Langenbacher, Neue Zürcher Zeitung
Tom Schulz: Lichtveränderung. Gedichte. Hanser-Verlag, Berlin 2015. 96 S., Fr. 23.90. / 15,90 €
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Andreas Langenbacher, Tom Schulz
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare