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Veröffentlicht am 4. Juli 2015 von lyrikzeitung
Zum wichtigsten Förderer der Autodidaktin wurde der Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner, Ludwig von Ficker, der in ihren Gedichten ein Nachhallen der Verse Trakls und Rilkes erkannte. Bei ihm suchte Christine Lavant Beistand: »Eines Eines – ich bitte Sie! Müssen Sie immer wieder einmal in mir stärken dies, dass meine grauenhafte Selbstpreisgabe gerechtfertigt ist.« Zwischen 1956 und 1962 erschienen drei Gedichtbände von ihr, »Die Bettlerschale«, »Spindel im Mond« und »Der Pfauenschrei«, die ihren Ruf als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen begründeten. Ihre Leserinnen und Leser fanden sich in ihren Gedichten, die so stark aus dem intimen Erleben schöpften, wieder und suchten oft Rat in Lebenskrisen bei der Dichterin. Für die Literaturkritik war es »Dichtung aus einem extremen inneren und äußeren Abseits«, für die Literaturwissenschaft war es »radikale Dichtung« eines in ambivalenten Bildern zweifelnden Subjekts.
Keineswegs inszenierte sich Christine Lavant als »Kräuterweiblein« und »Nonne«, wie in einem Feuilletonbeitrag der Frankfurter Allgemeinen im Februar behauptet. Der Religion als Trösterin erteilte sie in einem ihrer Gedichte eine Absage: »Kauf uns ein Körnchen Wirklichkeit! / Wir könnten doch endlich auch Schwarzbrot essen / statt eingezuckerte Engel (…) Ich mag nicht mehr durstig schlafen gehen, / ich mag auch die fluchende Kehle nimmer / mit Essig ans Beten gewöhnen.« / Christiana Puschak, junge Welt
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Christiana Puschak, Christine Lavant, Ludwig von Ficker
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