Erregungsmomente

Eine wissenschaftliche Tagung in Saarbrücken untersucht die Funktion erotischer Szenen in der Literatur, berichtet die Saarbrücker Zeitung. 2 Splitter:

Von „feisten Hüften“ ist da die Rede, von einem „entzückenden Rücken“ und von schwellenden Muskeln, „die nicht nur zum Anschauen, sondern zum Betasten verführen“. Formulierungen aus einem angestaubten Erotikroman? Von wegen. In kunsttheoretischen Abhandlungen aus dem 18. Jahrhundert stieß die Saarbrücker Literaturwissenschaftlerin Juliane Blank vor ein paar Jahren auf Ausdrücke, die sie dort nicht vermutet hatte. Autoren wie Johann Joachim Winckelmann bemühten sich noch, ihre sexualisierten Skulpturenbeschreibungen dem Moralkodex der Zeit entsprechend mit Verweisen auf das „Übermenschliche“ der dargestellten Gottheiten „auszubalancieren“, sagt Blank.

(…)

Assoziationen an der Grenze zum Unappetitlichen lösen die Vortragstitel des zweiten Blocks rund um die Epochenschwelle 1900 aus: Um „syphilitische Erregungsmomente“ in der Lyrik von Georg Trakl und Gottfried Benn geht es da etwa. Lyrik, die vor dem Hintergrund der aufkommenden Psychoanalyse und des Einzugs medizinischer Diskurse in die Literatur entstand. Ein anderer Vortrag sucht nach der Verbindung von „Fellatio und Gedächtnis“ in Paul Celans Gedicht „Benedicta“.

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