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Kein neuer Bert Brecht oder Erich Fried in Sicht. „Wir suchen seit 30 Jahren tolle politische Gedichte und finden sie nicht“, sagt Fritz Deppert, der seit 1979* die Einsendungen zum Leonce-und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt lektoriert. Politische Aussagen erforderten eben die klare Formulierung. „Diese direkten Aussagen sind im Grunde unlyrisch, das ist viel schwerer umzusetzen.“ Und so sei denn auch beim 19. Literarischen März die Auswahl geprägt von Innerlichkeit.
Insgesamt 458 Nachwuchslyriker haben sich beworben, acht Aspiranten ragten** für Deppert und seine Ko-Lektoren Hanne F. Juritz und Christian Döring heraus. Sieben junge Frauen und vier Männer werden nun am 20. und 21. März zum Wettlesen mit öffentlichen Jury-Diskussionen in der Darmstädter Centralstation antreten.
Durch mehr als 5000 Gedichte hat sich das Lektorentrio gearbeitet. „Die Hälfte legt man schnell weg“, sagt Deppert. „Das Mittelmaß macht die Arbeit, da muss man zwei- und dreimal nachlesen.“ Eine gute lyrische Sprache sei schließlich auch nicht leicht zugänglich. „Das lyrische Gedicht ist einzelgängerisch, entsteht im stillen Kämmerlein.“ Die Gutachter der Vorauswahl suchten in den Texten „Eigenständigkeit, originale Wege, keine Nachahmer.“ Nachdem eine Zeit lang viel Stadtlyrik eingesandt wurde, folgte auf diesen Trend Naturlyrik. „Wir haben auch viele intellektuelle Gedichte, eine ganze Menge Kopfgeburten, was nicht nur negativ gemeint ist. Da gibt es Sprachartistik, experimentelle Sprache aber weniger.“ / Darmstädter Echo
*) wie mutig man damals in Darmstadt war, einen nicht einmal 47jährigen in die Vorjury zu berufen. Ist lange her.
**) wer auch immer die 8 Aspiranten unter 7 Frauen und 4 Männern sind
Korrekt.
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Das ist ja mal gemein, zu sagen, unter elf Leuten ragten acht hervor. Abgesehen davon gab es doch letztes Mal politische Lyrik. Sie hat sogar gewonnen.
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Brecht und Fried in einem Atemzug … uff … und was ist eigentlich das Gegenteil von Aspirant? Garnitur? Beiwerk? „Seien-Sie-mal-bloß-froh-überhaupt-hier-…“?
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