Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Die Reise, die Gerrit Wustmann unternimmt, ist eine Reise in die Jahrtausende alte persische Kultur und ihre islamischen Fundamente*. Sie ist zugleich aber auch eine Reise in unsere Gegenwart, die mit diesen literarischen Traditionen konfrontiert wird und sich ihnen stellen muss. Fließt dieser Strom weiter oder kommt es zu einem Bruch? Die Farbe Grün steht ja nicht nur für den Propheten Mohammed und das Paradies, sondern auch für die Grüne Bewegung. Diese entstand 2009 im Iran nach massiven Wahlfälschungen und wurde blutig niedergeschlagen. Den Kompass korrigieren? Ihn neu ausrichten? Ihn vielleicht sogar (wieder) eichen?
grüngewandet
nach jahren hob ich
meinen blick von deinem grünen kleid
deine blauen augen schluckten
jedes rot
von acht zimmern unseres hauses
blieben sieben
nach jahren hob ich
meinen blick und meine leber brannte
saghi, schenk mir ein
Das ist das Gedicht, das dem Band von Gerrit Wustmann seinen Titel gab. Es rückt einen Vers von Hafis in den Mittelpunkt und setzt sich mit ihm auseinander. Worum geht es in dem Gedicht? Um Sinnliches? Um Übersinnliches? Es ist mehrdeutig und spielt mit seiner bildhaften Sprache.
Ein Gedichtband, in dem sich zwei alte Kulturen begegnen und literarisch neu miteinander ins Gespräch kommen. Ein Gedichtband, der mit seiner bildlichen Kraft Fragen stellt und seine Leser in Frage stellt. / Artur Nickel, Fixpoetry
Gerrit Wustmann
grüngewandet
sabzpush
Ins Persische übersetzt von Mahmoud Hosseini Zad
sujet verlag
2014 · 78 Seiten · 12,80 Euro
ISBN:
978-3-944201-31-3
*) Die Jahrtausende alte persische Kultur und ihre islamischen Fundamente – klingt gefährlich. Zarathustra ist das eine. Und hatte Firdausi nicht wenigstens ein paar vorislamische Fundamente für sein Königsbuch? (Das ist nur ein Kommentar zu der Metapher)
Neueste Kommentare