34. Chamisso-Preis

Adelbert-von-Chamisso-Preis

Am 6. März hat die Robert Bosch Stiftung in München zum 30. Mal den Adelbert-von-Chamisso-Preis vergeben. In diesem Jahr ging der Literaturpreis an Ann Cotten, die beiden Förderpreise erhielten Dana Ranga und Nellja Veremj.

Zum 30-jährigen Jubiläum wurde in Anwesenheit von fast allen ehemaligen Preisträgern auch die Entwicklung des Preises und der „Chamisso-Literatur“ dargestellt: Von den Anfängen der Gastarbeiterliteratur bis in die Gegenwart, in der die Chamisso-Autoren zu den besten Vertretern der zeitgenössischen deutschen Literatur zählen.

Aus der Laudatio von José F.A. Oliver

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„Dichtung ist nicht Veterinärmedizin“ (Ann Cotten)13 „ – wie, frage ich mich, bringt man um alle Welt den Eifer auf, wirklich gut zu schreiben? Und wie verwandelt man ihn in die Praxis?“14 Cotten „organisiert“ neue Begegnungen der Wörter. Nicht Eingebung: Gebung wie in „gegeben“ oder „fortgegeben, freigegeben“.

Mit jedem W:ort Veränderung. Streaming could be. Is. Das heißt – die Handlung geht auch ohne die Erzählerin weiter. In eine Geschichte einbrechen, fortbrechen, wie man in eine Straßenbahn steigen könnte, wahrnimmt, wieder aussteigt. Ausschnitt-Figuren, Schnitt-Figuren. „Lieber also, als die volle Enttäuschung zu leben, ein Labyrinth schreiben.“15 Das macht heutige Geschichten ins Heutige und Häutende lebendig.

5

„Schönheit = Möglichkeit“16 oder 1 und 1 ist 1.

6

Frei nach Ann Cotten: Wie gut ist es, sich zu ärgern.17 

7

Bilingualität in Ann Cottens Texten könnte als ein weiterer Schattenwurf gedeutet werden, den es den Hügel hinunterzurollen gilt, dem eigenen Schatten  hinterherschattend. Nur eines der Beispiele, um den Humor der Mindestens-Zwei-Sprachigkeit nicht harmlos abzufedern. Ein Sprachball, Sprachschneeball, eine Sprachlawine wider den, wider jeglichen Exotismus.

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13 Cotten, Ann. Florida Räume. Textsammlung. Suhrkamp, 2010. S. 155

14 Cotten, Ann. Der schaudernde Fächer. Erzählungen. Suhrkamp 2013. S. 9

15 Ebda. S. 114

16 Ebda. S. 115

17 Ebda. S.136

2 Comments on “34. Chamisso-Preis

  1. Glückwunsch, Ann: Bitte unbedingt weiter so (und anders)! Und an alle beleidigten Leberwürste (mit und ohne Preis): Keep cool … es ist ja nur Literatur, aber ich mag es.

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  2. Ein Preis an Ann Cotten für schlechtdraufinistische Kollegenschelte
    („Ideal: Überfluss“; „Lyrikkatalog Berlin“)

    Awesome!

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