20. Uwe Hübner

Dem Band Jäger Gejagte des Dresdner Dichters Uwe Hübner, meine ich, ist in der deutschsprachigen Literatur der letzten Jahre nichts Vergleichbares entgegenzusetzen – weder an erzählerisch verdichteter Qualität noch an Radikalität der Faltung von Zeiten und Räumen. Die Einzige, die auf diesem Level ihren Sound gefunden hat, scheint mir Ann Cotten zu sein. Sein leider zu wenig beachtetes Debüt hat Uwe Hübner mit Pinscher und Promenade 1993 bei Galrev gegeben. Vor also genau 20 Jahren!

Angefangen zu schreiben hat er vor 40 Jahren. Zwei Bücher in vierzig Jahren! Der 1951 im Erzgebirge geborene, sein bisheriges Lohn-Leben als Heizungsmechaniker in den Kellern der Technischen Universität Dresden abgespult habende und auch als Rentier weiterhin in Dresden lebende Schriftsteller ist wahrlich kein Vielschreiber. Keiner, der aus jedem Scheiß gleich ein Gedicht quetscht. Was noch lange nicht heißt, dass nicht jeder im Weg liegende Haufen eins wert wäre. Denn das wird in Jäger Gejagte offensichtlich, dass es nichts gibt, das es nicht wert ist.

Auf Seite 90 des 112 Seiten starken Bandes steht: „Pleitier zu sein … puh … das ist schon was / schrieb der Finanz- und Sprachexperte, aus dem Nichts / wird dies keiner“, womit wir das drei Verse lange Motto des Weltbürgers, des Kompagnons, des Niemands und Odysseus’ (siehe S. 100) – alles Aliasse des in Welt-Er-Kenntnis gespiegelten Autoren – ausgegraben und aufgedeckt hätten. / Sascha Anderson, Der Freitag 4/14 vom 23.01.2014 (http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/pleitier-zu-sein-puh)

Jäger Gejagte GedichteUwe Hübner Poetenladen 2013, 109 S., 16,80 €

One Comment on “20. Uwe Hübner

  1. Sascha Anderson jetzt auch bei Jakob Augstein? Und der Hübner ist echt ein Rentier? Na.

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