25. Langes Gedicht

Erich Hackls episches Gedicht „Dieses Buch gehört meiner Mutter“

Beim Öffnen des Bands hält man inne. Statt auf die erwartete Hackl’sche Prosa fällt der Blick auf Gedichtzeilen, nicht gereimt zwar und nur selten regelmäßig gruppiert, aber doch klar „poetisch“ arrangiert. Über 116 Seiten hinweg, mit nur wenigen „Prosa“-Einschüben, ergibt das tatsächlich ein episches Gedicht. Beginnt man laut zu lesen, hört man eine Erzählerstimme, die in leicht rhythmisierter Sprache und mit einer Mischung aus Volkstümlichkeit und Archaik aus ihrem Leben erzählt. Man möchte sich jemanden vorstellen, der spätnachmittags in der Küche sitzt und laut nachdenkt. Die durch die Verszeilen produzierten Pausen deuten auf die Tätigkeit des Erinnerns, aber auch auf den Versuch hin, mental noch unverbundene Inhalte zusammenzufügen und zu einem Narrativ zu spinnen. / Walter Grünzweig, Album, DER STANDARD, 7./8.12.

Erich Hackl, „Dieses Buch gehört meiner Mutter“. € 18,40 / 112 Seiten. Diogenes, Zürich 2013

Hinweis: Erich Hackl liest am 10.12. um 19 Uhr im Literarischen Quartier Alte Schmiede aus dem besprochenen Band.

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