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Nach dem „Buch der Dinge“ (2006) hat Aleš Šteger nun ein „Buch der Körper“ geschrieben. Überaschenderweise spielt er die Wahrnehmung darin nur indirekt aus. Den Körper als das vermeintlich Andere des Denkens fasst er als ein Gebilde, das zum Ausdruck drängt: Die Äußerungen des Körpers lassen sich als Zeichen verstehen und deuten. Umgekehrt können gerade die Wörter wie Körper erscheinen, sie können schnüffeln und streunen oder an eine transparente Membran erinnern: „Der Übergang / pulsiert“.
Zu drei Kapiteln hat Šteger seine Körperverse angeordnet. Fast asketisch muten die ersten Gedichte an, abstrakte Variationen einer Schöpfungsgeschichte, die um Begriffe wie „Einer“, „Etwas“ oder „Nichts“ kreist. „In keiner Richtung. / Auf verwischter Spur“ macht Šteger die vermeintlich festen Bestimmungen wieder flüssig. So reduziert das erste Kapitel erscheint, so vielschichtig und schillernd ist das zweite mit seinen weit ausgreifenden Prosagedichten. Erzählerisch und bildlich fächert Šteger die Fragen noch einmal neu auf. Und schafft eine Melange aus Erinnerung, Beschreibung, Wortspiel und poetologischer Reflexion, in der sich das eine vom anderen gar nicht trennen lässt. Eben noch skizziert er einen Traum, schon wechselt er zu einer philosophischen Betrachtung, macht Spaziergänge durch die englische Landschaft oder erinnert sich an jene slowenische Gegend rund um das Städtchen Ptuj, wo er 1973 geboren wurde.
/ Nico Bleutge, Potsdamer Neuste Nachrichten
Aleš Šteger: Buch der Körper. Gedichte. Aus dem Slowenischen und mit einem Nachwort von Matthias Göritz, Schöffling, Frankfurt/Main 2013. 149 Seiten, 19,95 €.
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