91. Avantgarde-Klassizist

„April ist der übelste Monat von allen, treibt Flieder aus der toten Erde …“. Unheilschwanger lässt T.S. Eliot sein weltberühmtes Gedicht „The Waste Land“ beginnen. „Ein Hohelied der Bitternis, mit trockener Kehle verfasst“, befindet der Lyriker Norbert Hummelt, der den Klassiker von 1922 neu übersetzt und ihm den Titel „Das öde Land“ verpasst hat. Eliot war hier Dichterseher und Zeitdiagnostiker, der die tiefen Wunden beklagte, die der Erste Weltkrieg in der westlichen Kultur und im traditionellen Wertesystem hinterlassen hat. Das Werk machte ihn auf einen Schlag zur führenden Stimme der literarischen Avantgarde. Seine innovative Form, der Montagestil, der beinahe anti-lyrische Klang der Verse, der von der Rhetorik der Epoche befreite persönliche Ton, der ironische Konversationsstil und die Alltagssprache (…) Nach Büroschluss schrieb er Essays und Gedichte. Seit seinem Übertritt zur anglikanischen Kirche im Juni 1927 bezeichnete er sich als

„Anglo-Katholik im religiösen, Klassizist im literarischen, Monarchist im politischen Leben.“

/ Marli Feldvoß, DLR

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