88. Was collagiere ich?

Jan Kuhlbrodt: Kommen wir also zu deinen Gedichten. Collage! Ich versuche gerade herauszufinden, was du collagierst.

Steffen Popp: Ich habe immer, auch während meines Literaturstudiums versucht, eine richtig gute Unterscheidung zwischen Collage und Montage zu finden. Das ist mir nicht wirklich gelungen. Was collagiere ich? Es geht bei solchen Gebilden, die ich da entwickle, irgendwie um Mobiles, sage ich auch manchmal; es geht um Gewichtungen, und es geht auch um Kontraste in einem Gefüge, das ja nicht auseinanderfällt, sondern zusammenhält. Die Sachen die da aufeinandertreffen in diesen Texten, treffen auf Aussage und Bildebene aufeinander. Beide Aspekte sind ziemlich wichtig. Also das, was gesagt wird, die Ebene des Gedankens, der Position, der Aussage, des Urteils, das was man mit Sprache gerichtet machen kann, auf dieser begrifflichen Ebene. Dass das eine eigene Wertigkeit hat, und dass die Sachen, die dann evoziert werden auf bildlicher Ebene, auch eine Wertigkeit haben, und dass das kurzgeschlossen wird, sich gegenseitig im besten Fall verstärkt. Das ist das, wovon Philosophen manchmal träumen, wie ich im Helm aus Phlox irgendwo geschrieben habe, dass die Sprache in dem Moment, da sie präziser wird, in dem Maße auch intensiver wird.
Insofern steht das Problem, dass es, wo es präziser wird, auch in die Quantität geht, weil du die Sachen auslegst und die Differenzierung einzieht. Und das wird quantitativ, Terminologie erweitert sich usw., aber es geht von der Intensität auf bestimmte Art und Weise weg. Das Gedicht ist für mich eine Form, in der Präzision Intensität herzustellen. / Mehr bei Signaturen

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