47. Goethe is …

Mit google poems kann man Entdeckungen machen.

Tippt man „Goethe is“ erscheint

Bildschirmfoto 2013-03-11 um 19.53.53

Da Googles Suche die Vorschläge auf Statistik aufbaut (wir erinnern uns, da war was mit Frau Wulff, wollte die nicht gegen die Statistik klagen?), erfährt man viel über die Google-Nutzer und somit über die Welt. Ich hab mal in der alten Stadt Sousse mit einem Tunesier in meinem schwachen Französisch über Religion diskutiert und übersetzte ihm radebrechend den Kern von Lessings Ringparabel. (Es war lange vor 9/11). Er kannte Lessing nicht und auch Goethe nicht, und erst als ich sagte, der sei in der Literatur sowas wie Mozart in der Musik, guckte er verständnisinnig.

Danach aber traf ich öfter Moslems, die Goethe kannten und meinten, der sei Moslem gewesen. (Zum Glück für sie haben sie nicht viel Goethe gelesen, sonst würden sie’s wohl lassen.)

Google bildet das getreulich ab. Deutsche fragen nicht viel nach Goethe, Schülerfragen fangen nicht mit „Goethe is“ an… die meisten Sucher haben von Goethes Religiosität gehört und wollen es beglaubigt finden. Mit „Goethe Islam“ findet man mit Sicherheit was über seine Stellung zu dieser Religion (meist von Propagandisten Verfaßtes). Wer noch weiter denkt, weiß, daß sich das in einem Zitat äußern muß. Wer soll die vielen Bücher lesen, Google gib das Goethe Islam Zitat! Google gibt. Der Rest ist Istanbul.

Dieses Googlepoem ist aufschlußreich, aber von begrenzter Poetizität. Das läßt sich ändern.   Man muß weiterschreiben, nur nicht zu schnell. (Poesie soll man langsam lesen). Manchmal auch schreiben. Nur im abgebremsten Einfingersuchmodus erhält man diese erste Stufe. Ich tippe nun das „t“:

Bildschirmfoto 2013-03-11 um 19.51.51

Nun ist’s ein kleiner Spruch, vielleicht gar geeignet, dem Sucher eine Lektion zu erteilen? Weiter im Text, jetzt ein Leerzeichen, und schwupp:

Bildschirmfoto 2013-03-11 um 19.52.13Vom Himmel durch die Welt zur Hölle und zurück! Goethe ist Türke.

One Comment on “47. Goethe is …

  1. Wir Reimfreien (Lyrikgruppe Reimfrei München) haben just vor einigen Wochen angefangen, auf diese Art zu dichten und tauften diese Realpoesie (Google-) Readymades, obgleich andere Suchmaschinen besser geeignet sind, da sie mehr Zeilen unter dem Eingabefeld subsummieren. Bei Interesse siehe http://reimfrei.wordpress.com/ Hintereinandergelesen offenbaren diese Gedichte so einiges, was sich da „live“ und in Echtzeit widerspiegelt, von den Suchanfragen über Schwarmintelligenz bis hin zum Weltgeist. Das Schöne ist: es ändert sich.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..