28. Gertrud Kolmar

Gertrud Kolmar gehört neben Else Lasker-Schüler und Nelly Sachs zu den herausragenden deutsch-jüdischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. In der Berliner Februaraktion 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und ermordet. Bis zuletzt hat sie in der Nacht an ihren Dichtungen gearbeitet – Kreativität gegen den Tod.

Nun endlich gerät Kolmars Werk intensiv in den Blick internationaler Forschung und wird seinem außerordentlichen künstlerischen Rang angemessen erschlossen und gewürdigt. Es entsteht die Gesamtausgabe des in der NS-Zeit bald verbotenen und allein im Jüdischen Kulturbund noch rezipierten Werkes, das nach Kriegsende nur bruchstückhaft und zum Teil nicht textgerecht publiziert worden war. (…)

Gertrud Kolmar wurde 1894 in eine assimilierte Familie des liberalen Berliner Judentums der wilhelminischen Ära hineingeboren und war sich früh ihrer doppelten kulturellen Verwurzelung in der westeuropäischen und hebräischen Kultur bewusst. Dabei unterlag auch ihr jüdisches Selbstbild tiefgreifenden Wandlungen. Sie löste sich schreibend aus dem eurozentrischen Denken. Außerordentlich sprachbegabt und schon früh polyglott, lernte Kolmar vornehmlich im Selbststudium Hebräisch und beginnt nach 1937 in dieser Sprache zu dichten. Nichts davon ist auf uns gekommen. / Karin Lorenz-Lindemann, literaturkritik.de

 

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