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Was der Ajatollah Chomeini sagte:
Ich informiere das stolze muslimische Volk der Welt, dass der Autor des Buches »Die satanischen Verse«, welches sich gegen den Islam, den Propheten und den Koran richtet, sowie alle, die zu seiner Publikation beigetragen haben, zum Tode verurteilt sind. Ich bitte alle Muslime, die Betroffenen hinzurichten…
Rushdie: Ich bin ungeheuer stolz auf dieses Buch. Der Erfolg von Midnight’s Children und Shame hatte mir das Vertrauen gegeben, neues Terrain zu erobern, ich finde, das ist gelungen.
ZEIT: Andere finden, es sei eine respektlose Ironisierung religiöser Themen. Andererseits: War Religion damals nicht – altmodisch?
Rushdie: Genau so war es. Es war eine andere Welt. Der Libanon war eine offene säkulare Gesellschaft. Beirut nannte man das Paris des Ostens. Teheran und Bagdad waren kosmopolitische Städte. Religiösen Fanatismus kannte man nicht.
ZEIT: Eine Meinung, die sich als naiv erwies.
Rushdie: Als Fehler (lacht). Tatsächlich dachte die Generation der sechziger Jahre, Religion sei vorbei. Also, warum hätte man nicht respektlos sein dürfen? Als ich dieses Buch schrieb, hatte ich wirklich keine Vorstellung davon, dass ich meine Sicherheit riskierte. Ich zeigte das Manuskript einigen Freunden, unter ihnen Edward Said…
ZEIT: …dem Autor des Buches Orientalismus!
Rushdie: Er sagte: Stell dich auf Krach ein.
ZEIT: Taten Sie das?
Rushdie: Natürlich. Ich finde, dass ist genau das, was Bücher tun sollten – eine Debatte lostreten. Das ist so gut an Büchern, dass sie Gesellschaften oder Kulturen zwingen können, sich auf eine Unterhaltung einzulassen, die diese gerne vermeiden würden. Man streitet, und vielleicht hat jeder etwas gelernt. (…)
Es war der Beginn von etwas. Wir leben in einer Gesellschaft, deren Plage die Rückkehr der Religionen ist. Nicht nur des Islams. In Amerika sehen Sie die Erstarkung der christlichen Rechten, in Indien eine Erhebung des rechten Hinduismus. Pakistan ist heute ein dunkler Ort.
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