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(Ists auch nicht Lyrik)
Modern Talking, noch jung und knackig – aber die Rente ist sicher. Für ihre reichen Mitglieder sorgt die Gema.
(Schreibt die Frankfurter Rundschau unter ein Foto). Und berichtet:
Die Gema pflegt gerne das Image einer karitativen Einrichtung, die sich um das Wohl aller Urheber sorgt. In Wahrheit gehen die dicken Brocken nur an die oberen 3400 wie Dieter Bohlen und Co.: 65 Prozent der Gema-Ausschüttungen fließen an fünf Prozent der Mitglieder.
Das Jahr 2010 war gut für die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema. Laut Geschäftsbericht hat sie rund 863 Millionen Euro erwirtschaftet und davon 735,9 Millionen Euro an ihre Mitglieder und andere Rechteinhaber ausgeschüttet. Etwa 127 Millionen Euro hat die Gema 2010 selbst verbraucht für ihre mehr als 1000 Mitarbeiter, den Unterhalt der beiden Generaldirektionen in Berlin und München sowie der sieben Bezirksdirektionen. Und die Gehälter des Vorstands wollen schließlich auch bezahlt werden. Der Vorstandsvorsitzende Harald Heker erhielt 484000 Euro, den Vorstandsmitgliedern Rainer Hilpert und Georg Oeller wurden 332000 Euro und 264000 Euro überwiesen. Die pensionsvertraglichen Bezüge der früheren Vorstände betrugen 554000 Euro. Da wundert es nicht, dass frühere Vorstandsmitglieder bis ins hohe Alter auf ihren Stühlen sitzen geblieben sind.
Gema-Logik: Wer mehr verdient, steigt auf
65000 Komponisten, Textdichter und Verleger sind als Gema-Mitglieder registriert, organisiert in einer Art Kastensystem, das streng einer frühkapitalistischen Logik folgt: Wer mehr verdient, steigt auf. Das Gema-Fußvolk und die breite Mehrheit unter den Urhebern sind „angeschlossene Mitglieder“, 54605 waren es 2010. Angeschlossene Mitglieder sind in den Ausschüssen, die über Verteilung und Auszahlungsmodalitäten entscheiden, praktisch nicht vertreten. Faktisch haben sie keine Rechte. Sie nehmen nur das Inkasso entgegen, das ihnen der Verein für die Nutzung ihrer Werke zuspricht.
Gema-Rentenzahlung: Nicht für jeden
Eine Übergangsstufe zur „ordentlichen Mitgliedschaft“ stellt die „außerordentliche Mitgliedschaft“ dar. Außerordentliche Mitglieder sind eingeschränkt wahlberechtigt und haben Anspruch auf Beteiligung an der so genannten Gema-Sozialkasse. Diese bietet nicht nur Leistungen bei Krankheit und Tod, sondern zahlt auch Renten aus. Aber eben nicht an alle, sondern nur an die außerordentlichen und vor allem die ordentlichen Mitglieder.
Ich muss mich berichtigen: die rund 130 Euro sind und waren nicht aus der jährlichen Hauptausschüttung sondern vielmehr aus der „Sonderausschüttung Bibliothekstantiemen“, die alle drei Jahre beantragt werden kann, von den armen Schluckern, die bei der Hauptausschüttung nix abbekommen haben – also zuvorderst von den Dichtern. Aus der Hauptausschüttung erhalten die Dichter jährlich etwa zwischen 15 und 30 Euro. Super, oder?
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Na toll, ich hatte die 130 für Juli schon eingeplant, so kläglich der Betrag auch ist. Jetzt wird´s eng. Danke, VG Wort.
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„142.000 Autoren warten: VG Wort hält Auszahlung zurück. … Die VG Wort hält wegen eines Rechtstreites das Geld noch ein.“ Mitteilung der VG WORT zur Hauptausschüttung, hier nachzulesen: http://www.vgwort.de/
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Nach der gleichen Logik verteilt auch die VG Wort ihre Einnahmen, auch dort kassieren Leute wie Dieter Bohlen (seine Biographie!) den größten Batzen der Ausschüttung, denn abgerechnet wird nach folgendem Prinzip: die Autoren, von denen an einem Stichtag die meisten Bücher aus öffentlichen Bibliotheken ausgeliehen wurden, bekomme den höchsten Anteil von der VG Wort.
Und es sind ja gerade nicht z.B. Gedichtbände, die oft ausgeliehen werden… wenn sie denn von den Bibliotheken überhaupt noch angeschafft werden. Deshalb bekommen fast alle Lyriker nur den jährlichen Sockelbetrag: rund 130 Euro. Damit hat´s sich.
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