38. Bücher, die man selber kaufen würde

Leipzig ist immer noch ein gutes Pflaster für Verlagsgründungen. Auch wenn die Chance, hier einen der großen Tanker im deutschen Verlagsgeschäft wieder anzusiedeln, minimal ist. Es sind die kleinen, kreativen Gründungen, die der Stadt seit 21 Jahren ein neues Gesicht als Verlagsstadt geben. Seit 2009 dabei: der Ein-Mann-Verlag Reinecke & Voss.

Gestartet als Zwei-Mann-Verlag von zwei jungen Männern, die nicht nur lesenswerte Bücher schreiben wollten, sondern auch jene Bücher veröffentlichen, die sie auf dem Buchmarkt vermissten. Zwar werden in Deutschland mittlerweile jedes Jahr um die 90.000 Titel neu verlegt. Aber die Fülle trügt. Das weiß jeder, der einen Buchladen betritt oder eines der Online-Buchportale besucht: Es begegnen ihm immer wieder dieselben Namen und Titel und Sparten. Doch große Teile selbst der aufregenden Literatur des 20. Jahrhunderts scheinen einfach verschwunden zu sein.

Und von der Gegenwartsliteratur bekommt man auch nicht wirklich viel mit, es sei denn, einer der großen Verlage macht einen der jungen Autoren zum Star einer Kampagne.

… Er fand das, was er gern lesen wollte, einfach nicht mehr in den Buchhandlungen. Das betraf nicht nur die Lyrik der Gegenwart. Schon der erste Blick in jedes Lyrik-Regal der Buchläden zeigt ja bunte und anspruchslose Tristesse. Die großen alten Lyriker der Vergangenheit stehen da in der x-ten neu bemalten Sammelausgabe. Aus dem 20. Jahrhundert nur noch die handverlesenen Publikumsrenner. … „Ich glaube, man sollte sowieso nur das verlegen, was man auch selber kaufen würde“, sagt Reinecke. / Ralf Julke, Leipziger Internet Zeitung

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