82. Paul Violi gestorben

Paul Violi, ein Dichter mit flüssigem Plauderton und einer Neigung zur Satire, der geheimnisvolle historische Versformen erneuerte und eigene erfand in Gedichten, die Glossarien, Druckfehler, Reisebroschüren und Bewerbungsschreiben nachahmen, starb am 2. April in Cortlandt Manor, N.Y. im Alter von 66 Jahren an Krebs.

Er begann unter dem Einfluß der New York School zu schreiben. Das Interesse an gegenwärtigem Sprechen, visuellen Künsten und urbaner Kultur verband ihn mit ihr, aber bald ging er eigene Wege.

Sein am häufigsten in Anthologien aufgenommenes Gedicht „Index“ besteht aus Indexeinträgen, gefolgt von Seitenzahlen, die auf das bizarre Leben des Malers und Dichters Sutej Hudney anspielen. „Wurde verhaftet, weil er leichtgläubigen Bauern Säcke mit Wind verkaufte“, lautet ein Eintrag. Ein anderer liefert den kryptischen Hinweis: “Umstritten ist die Zuschreibung der Verse: ‘I have as large supply of evils/as January has not flowerings.’ ”

Und selbst die dunklen Nachwirkungen der Angriffe von 9/11 hinderten ihn nicht daran, in das Gedicht “Sept. 13, 2001” einen sarkastischen Kommentar aufzunehmen:

I stop
At the West End, keep a weak joke about Oswald Spengler
to myself, and ask Jay to translate
what he’s chalked up
on the slate board behind the bar.
Veni, Vidi, Velcro:
“I came, I saw, I stuck around.

Seine elegischen oder lyrischen Ausflüge nahmen unausweichlich eine absurde Wendung, während weit hergeholte Bilder zu Passagen zarter Beschreibung oder lyrischen Ausbrüchen führen konnten. In dem kurzen Gedicht „Tanka“ wechselt er abrupt vom Haikuton zum Erpreserbrief:

Where the blossoms fall
like snow on the dock
bring fifty thousand in cash
or you’ll never see your baby again.

/ WILLIAM GRIMES, New York Times 15.4.

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