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Veröffentlicht am 30. September 2010 von lyrikzeitung
Vielleicht muss man so alt und weise sein wie Bora Ćosić, um sich ganz ungeniert zu seinem Berlin-Gefühl zu bekennen. Der serbische Dichter, eigentlich geladen, um im Rahmen des Festivalschwerpunkts „Fokus Osteuropa“ über die Ungewissheiten des Exils Auskunft zu geben, gestand seinen Zuhörern im Haus der Kulturen der Welt, er habe sich die Liebe zu dieser Stadt zugezogen wie einen Virus. Dann las er aus seinem neuen Lyrikband „Die Toten. Das Berlin meiner Gedichte“. Ein Gedicht darin besingt die „gehortete Kälte“ der Gemälde Caspar David Friedrichs in der Alten Nationalgalerie. Ein anderes beschwört die Geister Nabokovs und des Petersburger Dichters Andrej Bely am Wittenbergplatz. Es ist Heimatlyrik eines Heimatflüchtigen, also genau die Art von europäisch beseelter Dichtung, der man im Bötzowviertel misstraut. Dabei überwindet sie nicht nur die notorischen west-östlichen Gräben, sie versöhnt auch die Welt mit Berlin. / Andreas Kilb, FAZ.net 23.9.
Kategorie: Deutschland, Rußland, SerbienSchlagworte: Andreas Kilb, Andrej Bely, Berlin, Bora Ćosić, Caspar David Friedrich, internationales literaturfestival berlin
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