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Veröffentlicht am 24. August 2010 von lyrikzeitung
Camus selbst war ein Mann von aufrechtem, freilich auch unbeugsamem Charakter. Der Kritiker eigener Schwächen und Fehler mass seine Zeitgenossen mit der gleichen Elle, was das intellektuelle Milieu von Paris gern hysterisch und mit Empörung quittierte. Ein einziger Schriftsteller von Format hielt dieser Prüfung stand, weil er von ähnlicher Wesensart war: René Char. Anfangs den Surrealisten verbunden, während der deutschen Besetzung im Widerstand engagiert, nach 1945 quer zu allen Moden ein Schöpfer von Wort und Klang mit starkem metaphysischem Anspruch – so trat er in Erscheinung, im eigentlichen Sinn: der Dichter. …
Der Beginn der Freundschaft datiert, wie die Korrespondenz ersichtlich macht, von 1946. Das Ende fällt mit Camus‘ Tod im Automobil von Michel Gallimard in den ersten Januartagen 1960 zusammen. Auf dem Schreibtisch des Hauses in Lourmarin ist damals ein Band mit Gedichten Chars aufgeschlagen. Kein zufälliges Zeichen der Sympathie – bei vielen Gelegenheiten tat Camus kund, dass er René Char für den grössten Dichter Frankreichs seit Apollinaire hielt. / Martin Meyer, NZZ 24.8.
Albert Camus – René Char: Correspondance 1946–1959. Gallimard, Paris 2010. 265 S., € 20.–.
Kategorie: Frankreich, FranzösischSchlagworte: Albert Camus, Martin Meyer, René Char
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