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An geistesaristokratischer Arroganz war dieser Dichter kaum zu überbieten. Als seine politische Wahlheimat, die DDR, kollabierte, verbreitete er die Mär von einer geheimdienstlichen Verschwörung wider die sozialistische Vernunft. Der Dramatiker und Lyriker Peter Hacks (1928–2003) war sicherlich der unberechenbarste Schriftsteller der Deutschen Demokratischen Republik, ein kommunistischer Dandy, der sich von den Hofschranzen der SED-Kulturpolitik ebenso scharf abgrenzte wie vom Dissidententum jener utopischen Sozialisten, die an die demokratische Reformierbarkeit ihres Staates glaubten. Wegen seiner DDR-Apologetik und seines fortgesetzten Kokettierens mit dem Stalinismus ist dieser Autor auch sieben Jahre nach seinem Tod eine Reizfigur geblieben.
Es gibt indes auch einen Hacks-Kult, der keineswegs nur von den intellektuellen Parteigängern der deutschen Linkspartei betrieben wird, sondern auch von einem bekennenden Konservativen wie Martin Mosebach, der Hacks‘ Poetik des Klassizismus huldigt. …
In einer Anmerkung zu Arno Schmidt hat Hacks schliesslich ein Selbstporträt als souveräner Solitär versteckt: «Was diesen Schriftsteller befähigt, ins Aschgraue hinein so glanzvoll zu schreiben, ist der Entschluss, sich als der zu setzen, der Recht hat, und alle Mitmenschen als die, die Unrecht haben. Was ich sage, sagt er, stimmt: es ist das Jahrhundert, welches insgesamt irrt.» Diesen grossen Furor, gegen das kapitalistische Zeitalter noch auf verlorenem Posten recht zu behalten, hat der Dichter Peter Hacks zur Virtuosität entwickelt. / Michael Braun, NZZ 11.8.
Peter Hacks: Die Massgaben der Kunst. Mit einem Nachwort von Dietmar Dath. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010. 1302 S., Fr. 89.–.
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