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(Und warum nicht mal einen monothematischen Tag. Ausgewogenheit schert mich wenig. Hier noch einmal Alfonsina Storni.)
LAS EUMÉNIDAS BONAERENSES
Con el viento que arrastra las basuras
van a dar al suburbio y se deslizan
amarillas por caños de desagüe
y se amontonan en las negras bocas.
Alzan señales en los paredones
y cuelgan, en las largas avenidas,
de los árboles bajos, como arañas,
y en el verdín del puente se esperezan.
¡Guarda! En baldíos, sobre pies fluviales,
si los cruzas al alba te persiguen
y mueven el botón que se te cae.
¡No alces la chapa! Están agazapadas
con el rostro cruzado de ojos grises
y hay una que se escurre por tu sexo.
Die letzte Zeile heißt in der Übersetzung von Reinhard Streit:
und eine gibt es, die in deinem Körper ein ungezügeltes Leben führt.
(Weiter im Text Milautzckis, #128, dort finden Sie die deutsche Fassung vollständig):
Die letzte Zeile heißt im Original „y hay una que se escurre por tu sexo“, und auch dem Nicht-Spanischsprechenden wird sofort klar, daß die Übertragung nicht ganz gelungen sein kann und tatsächlich nicht ist. Es ist das einzige Manko des Buches. Der Übersetzer Reinhard Streit ging eigenwillige Wege und kommt damit manchmal nicht dort an, wohin die Autorin eigentlich zielte. Oft fehlen die gereimten und rhythmischen Strukturen des Originals völlig, werden kurze Ausrufe in Sätze verwandelt und kurze Sätze in lange Passagen. Da die Gedichte zweisprachig abgedruckt sind, kann man einiges wieder gerade denken, was der Übersetzer glaubte verbiegen zu müssen, und kommt über diesen Umweg zu einem Wissen über die ursprüngliche Melodie und Geste, die bei Alfonsina Storni wesentlich sind.
[Àxel Sanjosé, vielleicht finden Sie Zeit für einen kleinen Kommentar zu dieser Zeile? Und sollte es noch weitere Leser geben, die etwas beitragen können: Wir könnten tatsächlich einen Stornitag abhalten?!]
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das obige bezog sich auf das gesamte gedicht und vergaß, auf die frage nach der letzten zeile konkret zu antworten. die lautet wörtlich:
„und es gibt eine, die durch dein Geschlecht schlüpft/gleitet“ (wobei im sp. wie im dt. das wort „sexo“/“geschlecht“ in diesem kontext das genital meint).
weiß nicht, was r. streit zu seiner version bewogen haben mag.
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da ist die übersetzung in der tat nicht nur sehr frei – oder in besagter letzter zeile: prüde, obwohl sie es letztlich noch „schlimmer“ macht –, sondern an mehreren stellen schlicht und leider auch grob falsch. nix knospen, die auf dich herunterfallen, sondern ein knopf, den die erinnye lockert, so dass er zu boden fällt … und weitere solcher patzer.
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dies in aller eile, komme morgen etwas ausführlicher dazu.
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