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Veröffentlicht am 4. Juli 2010 von lyrikzeitung
Von der Kritik wurde der Berliner Autor, der in Jena Germanistik und Geschichte studiert hat, bisher wenig beachtet, dabei ist er einer der sprachlich kreativsten Jungautoren. Das Tempo, mit dem er scheinbar unvereinbare Begriffe aus Alltag, Naturwissenschaft, digitaler Technik und Naturphilosophie mit einer Vielzahl origineller Wortschöpfungen nahtlos verbindet, verschlägt manchem die Sprache. Wir sind ja so träge. Was der Leser etwa bei Inger Christensen aus Gewohnheit akzeptiert – die „Geheimnis“-Räume, die Allianz von alltäglicher Beobachtung und Sprachphilosophie, das Mit- und Ineinander gegensätzlicher Bedeutungen und Empfindungen – befremdet bei dem 1973 geborenen Ron Winkler. Dabei bewegt sich sein lyrisches Universum doch nur auf der Höhe der Zeit. Nicht minder als Inger Christensens „Alphabet“ bändelt Winkler mit der Mathematik an. Wo die Dänin aber ein ganzes System wie die Fibonacci-Folge in sprachliche Strukturen umzusetzen sucht, schleudert Winkler eine Fülle mathematischer und geometrischer Begriffe durch die Strudel seiner Verse: „Herbst minus zwei Türme“, „Sinusseite der Gegenwart“, „das Doppelte von Digital“. Scheinbar Unvereinbares setzt Winkler hart und unmittelbar nebeneinander.
/ Dorothea von Törne, Die Welt 3.7.
Frenetische Stille.
Von Ron Winkler. Berlin Verlag, Berlin. 96 S., 16,80 Euro.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Dorothea von Törne, Inger Christensen, Ron Winkler
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