123. Heinz Gappmayr (1925-2010)

Der in Tirol lebende Künstler und Autor (es läßt sich bei ihm nicht trennen) starb am Montag im Alter von 85 Jahren. Er war einer der wichtigsten Vertreter der visuellen Poesie. Hat die Nachricht (schon) den Weg in die deutschen Medien gefunden? Ich habe es erst durch den Hinweis eines Lesers erfahren. Nachruf im Standard vom 20.4.:

Es war die Materialität von Sprache, die Heinz Gappmayr interessierte. Der 1925 in Innsbruck geborene Künstler analysierte das Verhältnis der visuellen Schriftcodes, von Buchstaben, Zahlen und ganzen Begriffen zum umgebenden Raum, zu der sie tragenden Fläche. Daraus resultierten zurückhaltende Kompositionen, häufig nur in Schwarz und Weiß, manchmal ergänzt von Linien und einfachsten geometrischen Formen. „Die Fläche besitzt die ihr eigene Grammatik. Die Fläche nötigt dazu, den Text von ihr her zu denken, damit ihre Funktion zur Geltung kommen könnte“, betonte Gappmayr 1965 die Macht des Freiraums, den Einfluss der zwischen den Zeichen liegenden Fläche.

In Gappmayrs Arrangements von zentralen Begriffen sollte sich auch ihre Bedeutung herausschälen. „Die visuelle Dichtung macht sichtbar, wie sich bloße Striche in sinnhaft logische Welt ermöglichende Zeichen verwandeln.“ Und seine konzeptuellen Arbeiten wechselten ihre Träger:Sie hefteten sich etwa auf Papier und Leinwand oder führten installativ – als „Raumtexte“ – auf den Wänden der White Cubes oder im öffentlichen Raum ihre dynamischen Kraftgefüge vor.

Weitere Nachrufe: Kurier 21.4. / ORF Ö1 / Bücher.at /

In L&Poe:

2001 Mai # Nicht die Bibel

2005 Sep #48. Schrift. Zeichen. Geste

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