91. Mirko Bonnés Essayband „Ausflug mit dem Zerberus“

Schon in seinem ersten Gedichtband, 1994 in einer Auflage von 250 Exemplaren in einem Hamburger Kleinverlag erschienen, ist es zu verfolgen. Mirko Bonné hat eine ganz bestimmte Poetologie im Kopf, eine Möglichkeit, das Wirkliche und seine fiktive Ausgestaltung nicht als Gegensatz wahrzunehmen, sondern als poetische Einheit. Jedes der damaligen 18 Gedichte, so schreibt Bonné heute, „widmet sich einem bestimmten Ort, Orten, an denen ich war, an denen ich gern gewesen wäre, Orten, an denen sich mein Großvater oder ein literarisches Vorbild aufhielt“….

Das zeigt sich auch in einem Gedicht: es wurde in Buenos Aires begonnen, dem Ausgangspunkt der Reise, beschreibt einen verlorenen Nachmittag dort und taucht im Laufe des Textes rhythmisch wieder auf. Zunächst gibt es nur wenige Zeilen, im Fortlauf der Reise kommt es dann zu immer längeren, veränderten Fassungen, in denen einzelne Verse umgestellt oder gestrichen werden. Am Schluss der Antarktis-Prosa steht auch die Endfassung des Gedichts. Der Text stellt dadurch sein Verfertigtwerden immer wieder selbst aus und zeigt den Prozesscharakter der Phantasie. / HELMUT BÖTTIGER, SZ 10.3.

MIRKO BONNÉ: Ausflug mit dem Zerberus. Verlag Schöffling&Co., Frankfurt am Main 2010. 283 Seiten, 19,90 Euro.

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