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Veröffentlicht am 13. März 2010 von lyrikzeitung
Und hier erleben wir Robert Gernhardt als Äquilibristen auf dem Hochseil über unseren Köpfen: Wird er ins Albern-Triviale abstürzen? Nein! Denn, so Gernhardt verschmitzt, manchmal muss man einen Fund einfach nur so lange liegen lassen, bis sich ein sinntragendes Gedicht um den zarten Reimkern herum bildet. Das kann lange dauern, etwa beim wahrlich herausfordernden Fragment: „Werd ich nicht nach Tarif bezahlt, wird ab sofort naiv gemalt!“. Singulär betrachtet, ist das ein hochda[da]istisches Fragment ohne tieferen Sinn, doch Robert Gernhardt fand nach zwanzig Jahren Reifezeit die Geschichte drum herum – als ihm Picasso und sein Galerist vorm dichterischen Auge erschien:
O-Ton Gernhardt
Sehr geehrter Kunsthändler Kahnweiler, schreibt Picasso.
Wir hatten einen Deal gemacht,
der hat bis jetzt nicht viel gebracht.
Erst hab ich blau in blau gemalt,
Sie haben äußerst mau gezahlt.
Dann hab ich’s mit Rosé versucht,
doch nichts im Portmonnaie verbucht.
[…]
Werd ich nicht nach Tarif bezahlt,
wird ab sofort naiv gemalt.
[…]
(c) Nachlass Robert Gernhardt, durch Agentur Schlück.
/ Florian Felix Weyh, DLF 11.3.
Robert Gernhardt: „Über einige Erfahrungen beim Verfassen von Gedichten“
Vortrag mit Lesung
1 DVD, Quartino Verlag, 45 Minuten
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Florian Felix Weyh, Pablo Picasso, Robert Gernhardt
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