160. Salvador Espriu

vor 25 jahren, am 22. februar 1985, starb der katalanische dichter salvador espriu. viele gedenkbeiträge in zeitungen und veranstaltungen im katalanischsprachigen raum

auf deutsch ist das lyrische gesamtwerk in der übersetzung von fritz vogelgsang (1.3.1930 – 22.10.2009) im amman verlag (2007) erschienen, hierzu eine gute rezension von peter hamm aus demselben jahr:

http://www.zeit.de/2007/41/L-K-Espriu-TAB

hier zwei gedichte (in eigener übertragung, à.s.):

XV

Per la maresma
s’estén un fred, lentíssim
toc de campanes.
Boires i grills dominen
tots els camins del vespre.

XV

Über dem Marschland
breitet sich ein kaltes, sehr langsames
Glockengeläut aus.
Nebel und Grillen beherrschen
alle Wege des Abends.

Aus: Cementiri de Sinera [Friedhof von Sinera], 1946

IV

Mentre sèiem al cancell, en la vetlla d’estiu,
en el repòs de l’aire,
i el llum feia de sobte més trista la claror,
arribaven pels rials lladrucs llunyans dels gossos
de les altes masies de la nit.
Car tota la carena era nit, i la fressa
d’un vianant cansat aixecava
de la fosca, a poc a poc, la basarda.
Aleshores algú va dir: «He vist avui
moltes orenetes, com pardals, damunt els camps.»
I una altra veu: «Potser plourà aviat.»
I jo vaig cloure els ulls i els mirava
un a un, ja en la pau, els meus morts.
I sabia aquest camí sense ells per sempre més
i com passen també els dies que vindran
per la llarga buidor del sorral.

IV

Während wir im Windfang saßen, wachend in der Sommernacht,
in der Ruhe der Luft,
und die Lampe plötzlich die Helligkeit trauriger machte,
kam durch die Flußbetten entferntes Gebell von den Hunden
der hohen Gehöfte der Nacht.
Denn der ganze Bergrücken war Nacht, und das Geräusch
eines müden Wanderers hob
aus dem Dunkeln nach und nach das Grauen.
Da sagte einer: »Ich habe heute
viele Schwalben auf den Feldern gesehen, wie Spatzen.«
Und eine andere Stimme: »Vielleicht wird es bald regnen.«
Und ich schloß die Augen und schaute
sie alle einzeln an, im Frieden schon, meine Toten.
Und ich wußte diesen Weg für immer ohne sie
und auch, wie die Tage vergehen, die kommen werden
über die lange leere Sandfläche.

Aus: Llibre de Sinera [Buch von Sinera], 1963

/ àxel sanjosé

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