63. Reich-Ranicki über Huchel

Er musste sich zunächst eine Zeit im Ausland aufhalten, ich glaube, in Italien, ließ sich aber dann in der Ortschaft Staufen nieder. Wir haben dort stundenlange Spaziergänge gemacht. Die Gespräche mit Huchel waren für mich sehr interessant. Sie betrafen ein einziges Thema: Huchel sprach über sich. So ungewöhnlich war das nicht. Wenn einer nicht egozentrisch ist, dann wird er nicht Dichter. So waren sie alle, von Goethe bis Brecht. Nur vermochten Goethe oder Brecht diese Egozentrik einigermaßen zu verbergen. Huchel plante damals ein autobiographisches Buch. Es sollte vor allem die Geschichte einer Zeitschrift werden – es sollte natürlich die Zeitschrift „Sinn und Form“ sein. Das war für ihn das Zentrum der Welt. Aber aus „Sinn und Form“ ist nichts geworden. / Fragen Sie Reich-Ranicki, FAS

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2 Comments on “63. Reich-Ranicki über Huchel

  1. Reich-Ranicky lebt ein binär codierendes System. Es gibt nur Ja oder Nein, gibt nur Ausschließlichkeit, das eindeutige Urteil. So sind also alle egozentrisch, die Dichter. Gut, eine der lässlicheren Aussagen des guten alten Dekretionspapsts. Es sei ihm zugestanden, wenn er seine wöchentlichen Edikte, in denen so schöne und handliche Meinungspauschalen ausgezahlt werden, überhaupt noch selbst verfasst.

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  2. ne, DER is MIR noch 1 antwort schuldig, und zwar seit 1994, der alte besserwisser !!! aber zu DIESER meldung: egozentrisch oder nicht, das ist keine psychische kategorie, die dichtern vorbehalten ist. aber andersrum schafft nicht jeder mensch, sich von seiner egozentrik soweit zu befreien, daß ihm die erfindung eines LYRISCHEN ICHS glückt, indem „welt“ reflektiert wird. und DAS macht eben den unterschied zwischen dichtern und nicht-dichtern. außerdem sitzt MRR sowieso im glashaus und wirft nur mit sandkörnern…

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