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Tom de Toys schrieb in mein im letzten Sommer gegründetes Facebook-Forum Lyrikzeitung (aber jetzt ist Winter, und ich habs nicht gleich gefunden. Sonst hätte ich mir #145. Rausch und Literatur sparen können! Danke, Tom, fürs Aufpassen!):
Widerlegung der Hanser-Hypothese eines ansonsten Abstinenten
„Verleger Michael Krüger hält Zusammenhang zwischen Schreiben und Alkohol-Konsum für eine Ausnahme: Man weiß wenig über den Alkohol-Konsum von Schriftstellern. Dieses Fazit zieht der Autor und Verleger Michael Krüger. Er glaube nicht, dass sich Autoren in einen Rausch tränken, um anschließend mit dem Schreiben zu beginnen, sagte Krüger im Deutschlandradio Kultur. Ausnahmen habe es jedoch bei Schreib-Experimenten in der surrealistischen Periode gegeben. Der unter Schriftstellern verbreitete Alkoholismus hänge eher mit der psychischen Natur vieler Autoren zusammen, die der eines verwundbaren Kindes ähnele.“
29.1.2010 (11:30h) @ www.dradio.de/kulturnachrichten/201001291100/2
Als ich vorhin zufällig im Radio das ganze Interview zu dieser Kurzmeldung hörte, fragte ich mich, ob das dazugehörige Buch nicht „gut läuft“ und die erneute Aufwärmung verhindern soll, daß der Verleger im Frustsuff ertrinkt, denn: das hatte ich doch schonmal gehört oder gelesen… aber wo und wann? NATÜRLICH: IN DER LYRIKZEITUNG :-))) Nämlich vor fünf Jahren:
http://www.pom-lit.de/lyrikzeitung/lpoe2005okt2.html
= 92. Mit Rum gedruckt:
(…) Der Schriftsteller Michael Krüger ahnte es schon vor Jahren: Schreiben und Trinken bedingen einander. In seinem Buch „Literatur und Alkohol“ stellte er den unbedingten Zusammenhang von Poesie und Promille her. / Spiegel 21.10.
Michael Krüger / Ekkehard Faude: „Literatur und Alkohol“ (Libelle Verlag):
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/371804/
= 29.04.2005 © 2010 Deutschlandradio: „Vom Trinken und Schreiben“ (Von Katharina Rutschky)
Bei der weiteren Recherche staunte ich nicht schlecht: Dieses Buch wurde damals ja bereits im DRadio besprochen! Nun bleibt für mich die Frage offen, ob das HEUTIGE Interview womöglich DERSELBE Beitrag von damals ist? Ein Lückenfüller??? Oder Aufwärmung des Themas in Zeiten von allmählich hinfort schmelzendem Glühwein??? Da kam mir die zündende Idee: ich habe doch selbst einmal 1 Gedicht unter A-Einfluß fabriziert, ja doch: 1 einziges Gedicht von mir ist WÄHREND DES A-RAUSCHES entstanden! Das war… warte… müßte 1997 in jenem Düsseldorfer Café xy gewesen sein, wo „Das Rilke Radikal“ während seiner D’doof-Tour gastierte! Ha! Gefunden! Und so kann ich nun den r-A.-dio-Beitrag auffrischen und die Hanser-Hypothese wiederlegen, daß Alkohol nur vor oder nach dem Inspirationsrausch konsumiert würde, sondern auch DABEI – welch unglaublich unerwartete Sensation! Der Titel meines Gedichtes lautet „(ohne Titel)“, veröffentlicht ist es im vergriffenen 97er-G&GN-Heft „FÜR IMMER WACH“:
Tom (de) Toys, 7.4.1997 @ Café Modigliani
(ohne Titel)
schon wieder nichts
zu schreiben nur die zeit
die jeder geist benötigt
um sich selbst
zu überlisten als ein
brillenloses ungetüm
mit sprachgenossenschaften
in den einzelnen
bewußtseinslandeplätzen
windungen mit windgeschwindigkeit
das lachen bleibt
im linken nasenflügel stecken
wie ein amputierter engel
der zu keiner bodenständigkeit
bereit sein kann solange
bilder gegen bilder kämpfen
P.S. mein anderes A-Gedicht vom 18./19.2.1996: „KARNEVAL IN DOITSCHLAND (100 JAHRE B(R)ETON)“ ist NICHT unter A-Einflußß entstanden, sondern IMITIERT nur den a-bedingten Drehimpuls des Sprachzentrums und wurde damals von einem Kölner Realschüler im Deutschunterricht (nicht bei Theo Breuer, da waren nur Mädels) dementsprechend grandios performt! auch darüber berichtete L&POe bereits:
http://www.pom-lit.de/lyrikzeitung/lpoe2008jan3.html
= 122. Karnevalismus: Das folgende „karnevalismuskritische“ Gedicht von De Toys wurde damals von Schülern einer Kölner Realschule, wo er eine Deutschunterrichtsstunde mitgestaltete, theatralisch performt, um die „besoffene“ Auflösung des Reims stimmakrobatisch nachzuempfinden, wodurch allen der fröhliche Zugang zur Lyrik erleichtert wurde…
(c) G&GN-Institutsarchiv @ http://www.wulle.de/GGN/TACHELES/tt2.htm#karneval
SENSATION: EHEMALIGES G&GN-ARCHIV ONLINE WIEDERENTDECKT – EINE DER ALLERERSTEN LITERATURSEITEN IM INTERNET SEIT 1 9 9 8 IST WIEDER LESBAR UNTER: http://www.GGN-INSTITUT.de !!! DARUNTER AUCH DIE RUBRIK VOM KUNSTHAUS „TACHELES“ MIT DEM ANTIKARNEVALSGEDICHT – JETZT HIER:
http://web.archive.org/web/20070106010233/http://www.wulle.de/GGN/TACHELES/tt2.htm#karneval
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hi!
ein nettes danke für die zahlreiche erläuterung dazu 😉 war schön zu lesen und hat mich noch weiter zum nachdenken angeregt.
ich glaube jedoch ich wurde ein bisschen missverstanden. eher meinte ich mit dem letzten satz zu sagen:
warum wird nicht über was anderes als alkohol geschrieben, wo doch alkohol schon fast trist ist in der ganzen palette der drogen welche es gibt. alkohol ist klar eine droge, eine gesellschaftsfähige wenn man so will, jedoch gibt es da meiner meinung nach noch viel interessantere! dies hast du ja auch angesprochen. mit mut, will ich schon fast sagen, denn ich glaube manchmal wird ein stummer schleier über alles geworfen was mit diesem thema zusammenhängt. auch nicht schlecht 😀 das macht es noch interessanter in meinen augen.
das die amerikaner eher dem kokain zugeneigt sind, ja das könnte ich fast aus erster hand bestätigen, ne studie dazu kenn ich nicht doch falls du sie mal finden solltest würde ich sie mir gerne anschauen. man könnte nämlich anhand so etwas den kreis international in bezug auf drogen in der literaturszene etwas schließen.
du hast geschrieben :
2vermutlich weil alles “schamanisch” und “mystisch” anmutende derzeit nicht so hoch im kurs liegt, obwohl angeblich wieder “spiritualität” immer angesagter wäre.“
ja fragt sich nur in welchem kontext man von spiritualität liest, ob aus pseudowissenschaftlicher, literarischer oder gesellschaftlicher sicht. ich glaube das spirituelle geht der gesellschaft nie verloren denn es übt einen reiz aus. das mystische und schamanistische in der kunst ist immer eine gradwanderung, so sehe ich es zumindest, von daher ist es auch erklärbar warum bewusstseinserweiternde drogen eher den surrealisten des 20. jahrhunderts zugeschrieben wird. es wiederholt sich jedoch alles ausserdem! ist alkohol auch viel leichter in der beschaffung als manch andere drogen, weswegen es ein beliebtes „alltagsmittel“ ist, denn ein schreiberling muss nur um die ecke zur tanke und nicht erstmal in den ach so von „bösem“ umgebenen „kriminellen abgrund“ 😀
ich würde gerne an einer solchen umfrage wie von dir beschrieben teilnehmen. ich denke ich wäre nicht die einzige, zudem man solche umfragen auch anonym gestalten könnte, da bräuchten sich manche nicht fürchten ihr schönes gesicht zu verlieren.
liebe grüße,
isa
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is meine kommentar-antwort an isa in den spamfilter gerutscht? mist, hab sie nicht gespeichert und keine zeit, neu zu schreiben, bin in eile. nur kurz gruß und dank, zwei dinge waren mir wichtig:
1) krüger regt indirekt an, daß eine ECHTE umfrage sinnvoll wäre, um KONKRETES differenziert zu wissen, wer wann wieso A benutzt 🙂
2) an krügers stimme und unschärfe kam mir der verdacht, daß er selbst keinerlei erfahrung mit bewußtseinsERWEITERNDEN drogen hat sondern wohl nur mit bewußtseinsDÄMPFENDEN… wie ich bereits bei ticker 145 im kommentar schrieb: Alan Watts ist bestes beispiel für hochliterarisches LSD-experiment: er schrieb seinen bestseller „KOSMOLOGIE DER FREUDE“ vorsätzlich unter lsd, um dessen wirkung zu beschreiben…
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ja, war im Spam-Filter – habs rausgeholt.
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liebe isa, vermutlich weil herr krüger nie LSD o.ä. probierte, geschweige denn alternative „drogen“ wie zen-meditation und holotropes atmen – ansonsten wäre eine etwas euphorischere, zumindest UN-verwirrtere frequenz in seiner stimme gewesen :-))) angeblich ist ja alkohol DIE europäische politiker-droge, während die ami-politiker angeblich eher dem kokain zuneigen. es soll eine studie dazu geben, leider kann ich die quelle jetzt nicht belegen 😦 vielleicht weiß jemand anderes dazu mehr??? auf jedenfall bedaure ich (ergänzend zu isas wundern über das fehlen der ganzen palette), daß ÜBERHAUPT solch langweilige bewußtLOSIGKEITSdrogen wie alk diskutiert werden anstatt jene bewußtseinsERWEITERTEN, wie sie der besagte Alan Watts für seinen bestseller „KOSMOLOGIE DER FREUDE“ mit scharfem blicke einsetzte. vermutlich weil alles „schamanisch“ und „mystisch“ anmutende derzeit nicht so hoch im kurs liegt, obwohl angeblich wieder „spiritualität“ immer angesagter wäre. es hängt doch einfach mit den jeweiligen KREISEN zusammen, in denen „man“ sich bewegt, genauso wie statistiken per se ein afron sind, weil NIEMALS ALLE gefragt werden, sondern immer nur eine vermeintlich „repräsentative“ auswahl. wenn von 100 befragten dichtern 99 alkohol „brauchen“ (für was auch immer), dann heißt das eben NICHT, daß nur 1% ALLER dichter im gesamten universum abstinent sind sondern eben nur der 1 von DIESEN hundert befragten. soviel hab ich von statistik kapiert immerhin 🙂 und irgendwie wirkt herr krüger auf mich wie ebensolch ein redundanter statistiker mit SEINEM SPEZIELLEN scheuklappenblick… bevor ihm überhaupt solche fragen gestellt werden, sollte er lieber eine real umfrage machen. als start dazu und ermunterung/anregung, sich zu „outen“ (ja, warum nicht HIER in der lyrikzeitung?!?!?!!!!!!) waren meine kommentare beim vorläufigen ticker 145 „Rausch und Literatur“ gedacht. denn die a-lage KÖNNTE ja schon ein spannendes und differenziertes thema sein, warum nicht! ahoi und gute nacht für heute, aus new cologne, das tOhM @ http://www.neurolyrik.de
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ich glaub das thema wird immer wieder aufgewärmt weil man meint es immer wieder zum thema machen zu müssen. und warum? weil man nie eine genaue antwort darauf haben kann. der artikel ist dir gelungen.
wenn man nichts von dem alkoholkonsum eines autors weiss und seine werke als sehr spannend und lesenswert findet dann ist man doch umso überraschter zu erfahren in welcher situation es entstand. das hier allerdings „nur“ der alkoholkonsum angesprochen wurde und nicht gleich die ganze palette von drogen wundert mich gerade 😀
gruß,
isa
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