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Veröffentlicht am 28. Januar 2010 von lyrikzeitung
Auch Sutzkevers Gedichte sprechen mit einer für den Alltagsverstand transparenten und logischen Diktion; das Phantasmagorische verdunkelt nichts, sondern verstärkt das Mitzuteilende. So beschreibt der Dichter „Die erste Nacht im Getto“: „Können Schiffe auf festem Lande versinken? / Ich spür: es sinken Schiffe unter mir…“ Oder „Die Tore des Gettos“: „Messerscharfe Wirklichkeit. / In den Scherben der Fenster / erscheint die Sonne als roter Fliegenpilz. / Jedes Gesicht ein Herbstblatt…“
Was gut ist, hat Zeit – und hält viel aus. Denn es ist doch erstaunlich, wie lange solcherart Literatur braucht, um ihrem Wert gemäß öffentlich wahrgenommen zu werden. Sutzkever, der vor einer Woche in Tel Aviv 96-jährig starb, war das am Ende doch noch gelungen. / CHRISTIAN EGER, Mitteldeutsche Zeitung 25.1.
Abraham Sutzkever: „Wilner Getto 1941-1944“ und „Gesänge vom Tod des Meeres“, zwei Bände im Schuber (auch einzeln), Ammann Verlag, Zürich, 41,95 Euro
Haus des Buches in Leipzig: 23. Februar 20 Uhr. Die Verleger Marie-Luise Flammersfeld und Egon Ammann stellen gemeinsam mit Hubert Witt das Sutzkever-Werk vor.
Vgl. L&Poe 2010 Jan #99. Zum Tod des jiddischen Dichters Abraham Sutzkever
Kategorie: Israel, JiddischSchlagworte: Abraham Sutzkever, Christian Eger, Leipzig
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