Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Auf Steinen unter Bäumen hat er die ersten Verse gelernt. „Die Bäume sind Blätter in meinen Heften, und die / Steine sind Gedichte wie ich“, erinnerte sich Ali Ahmad Sa“id Isbir später. Am 1. Januar wird der syrisch-libanesische Dichter mit dem Pseudonym Adonis 80 Jahre alt.
Er gilt vielen als der bedeutendste arabischsprachige Lyriker der Gegenwart und wird seit Jahren als Anwärter auf den Literaturnobelpreis gehandelt. Schon sein Vater, Bauer und Imam des syrischen Dorfs Quassabin, wo Adonis 1930 geboren wurde, schrieb Gedichte. Als der Staatspräsident das Dorf besuchte, durfte der 13-jährige Ali selbst verfasste Gedichte vortragen. Zum Dank wurde ihm sein sehnlichster Wunsch erfüllt: eine Schule besuchen zu dürfen.
Er studierte Philosophie und promovierte nach einem Studienaufenthalt in Paris 1973 an der Beiruter Universität über „Das Veränderliche und das Beständige – Tradition und Erneuerung in der arabischen Kultur“. Bekanntgemacht hat ihn der Gedichtband „Die Gesänge Mihyars, des Damaszeners“ (1961, deutsch 1998) – Visionen eines muslimischen Zarathustra. In dem Werk verschmelzen die Sufi-Lyrik islamischer Mystiker und das Pathos Friedrich Nietzsches miteinander. / Claudia Schülke, Stuttgarter Nachrichten 29.12.
In L&Poe (vollständig im Archiv erreichbar):
2001 Jan # Nacht der Poesie auf dem Potsdamer Platz
2001 Mrz # Wenn wir nun die Meßlatte von Adonis´ Dichtung
2001 Apr # Welt der Wortkunst
2001 Jul # Zwischen Zauber und Zeichen
2001 Okt # Nicht der Gott des Islam
2001 Dez # In diesen Briefen lebt die Langsamkeit
2002 Jan # Stefan Weidner rezensiert
2002 Mrz # Adonis´ Stimme
2002 Mrz # Lyrik in ausgewählten Zeitschriften
2002 Jun # „Der Islam braucht die westliche Kultur“
2002 Jul # Adonis´ Buch
2002 Jul # Poetry after Adonis
2002 Jul # Gedichte
2002 Okt # Innerarabische Diskussion
2002 Okt # Grab für New York
2002 Okt # Überwindung des Orientalismus
2002 Okt # Poesie der Freiheit
2002 Nov # Nur Hirtenvölker bevorzugen die Poesie
2003 Aug # Eindringlinge und Tyrannen
2003 Sep # Hussein Al-Mozany schreibt
2003 Okt # Der irakische Dichter Sargon Boulus
2003 Dez # Gipfeltreffen in Beirut
2004 Aug #17. Arabische Literatur
2004 Aug #32. Schönheit des Arabischen
2004 Sep #11. Araber: Warum die Lyrik vorherrscht
2004 Sep #68. Ich, Adonis
2004 Sep #70. Revolution der arabischen Lyrik
2004 Sep #73. Grab für New York
2004 Sep #78. Kurzporträts
2004 Okt #13. Adonis Band 2
2004 Okt #19. Im Garten mit Baudelaire
2004 Okt #32. Wort-Alchemie
2004 Okt #60. Abdelwahab Meddeb
2004 Dez #97. Adonis 75
2004 Dez #105. Oleschinskis Sprachreise
2005 Jan #61. Unter Perlentauchers top 50
2005 Feb #52. Zwei arabische Dichter
2005 Mrz #55. Der syrische Dichter Adonis eröffnet,
2005 Mrz #81. Im Nouvel Observateur
2005 Mrz #100. Unvollendetes Gedicht
2005 Mai #11. „Poesie International“ in Dornbirn
2005 Mai #87. Léopold Sédar Senghor-Preis
2006 Jan #49. Todesliste – summa cum laude
2006 Mrz #68. Hört nicht auf eure Eltern
2006 Mrz #97. Es gibt sie immer noch,
2006 Jul #81. Adonis über das laizistische Experiment Libanon
2006 Aug #71. Über die Radikalisierung
2006 Sep #108. Mit geschlossenem Mund gähnen
2006 Okt #37. Nobelwetten und Damenfußball
2006 Dez #50. Im Namen des Islam
2007 Mrz #3. Lest Rifka!
2007 Mrz #75. Veranstaltungen zur Leipziger Buchmesse (4): 23.3.
2007 Jul #106. Revolutonär und Seher
2007 Okt #98. Sargon Boulus gestorben
2007 Okt #124. Mallarmés Würfelwurf
2008 Nov #64. Algerische Intellektuelle über Angriffe auf die Meinungsfreiheit beunruhigt
2008 Dez #45. Dialog
2009 Feb #113. Wer gewinnt?
2009 Jun #55. „Die arabische Sprache, mein einziges Land“
2009 Aug #40. Ammann hört auf
Nein, in der Tat kann ich nicht in die Köpfe der schwedischen Akademiker blicken. Wahrscheinlich reicht deren Arabisch ebensowenig für eine Beurteilung Adonisscher Verse, wie sagen wir, ihr Deutsch für die Würdigung Mayröckers. Also wählen sie die, die sie einigermaßen beurteilen können.
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lieber michael, ich weiß du weißt nicht alles, aber weißt du in diesem speziellen fall, WARUM er den nobelpreis „in wahrheit“ (noch) nicht bekam? rein vom gefühl her finde ich es fast sarkastisch (unmenschlich herzlos), einen alternden, dem tode näher rückenden menschen „seit Jahren als Anwärter“ auf IRGENDETWAS zu „handeln“. die schwedischen gardinenhersteller könnten von glück reden, von ihm noch eine leibhaftige saftige gedenkrede auf arabisch zu erhalten. man, was für penntüten!!! (zur sicherheit: das ist jetzt keine verteidigung seiner anwärterschaft, denn ich kenne seine werke leider (noch) nicht und kann das eh nicht beurteilen als berufsbefangener)
P.S. letzte nacht auf dem rückweg vom „kinski“ (ein klub in neukölle) entdeckte ich in meinem briefkasten zufällig, daß ich poast habe: das zweite manuskript von karl-johannes vogt für seinen folgeband im g&gn-verlag! meine bitte an ihn lautete diesmal, jene gedichte zusammen zu stellen, die er zum einen im ersten „flugzeug“band vermißte und zum anderen seine eigenen „favorites“ sind. und er hat es getan! und es ist der hammer! lese grad beim ersten kaffee… heftigste POLITISCHE KRITISCHE gedichte von einer tiefe und wiedererkennbaren handschrift, ich gestehe, ich habe zu schluchZen begonnen, ich bin schockiert, berührt, fast verzeifelt begeistert, daß mir die ehre zuteil wird, dafür zu sorgen, daß ER, der über-90-jährige, NICHT in vergessenheit gerät bzw richtiger: ins kollektive gedächtnis überhaupt erstmal eingespeist wird. ich sag ja: ein brecht oder heine stirbt jede sekunde. nicht alle dichter benutzen die figur des „vorlauten“ wie ich, manche bleiben eben BIS ZU IHREN ENDE still stiller am stillsten. und gehören doch zu den besten. ja, jetzt bin ich als befangener doch noch parteiisch geworden. aber für den älteren. man sollte das preisgeld auf BEIDE aufteilen!!! zwei reden von zwei dienstältesten als symbol zur versöhnung der beiden hemisphären, man, was für eine vision!!!! KANN DAS MAL BITTE JEMAND AUF SCHWEDISCH ÜBERSETzzzzzzzzeeeeeeennnnn?!?!?!?!?! an die gardinenfutzis…
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