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Veröffentlicht am 25. November 2009 von lyrikzeitung
Unzufrieden mit den bestehenden «Eugen Onegin»-Übersetzungen, hatte sich Nabokov 1949 selbst ans Werk gemacht, und zwar mit dem Ziel, die Sinnverteilung des Originals möglichst beizubehalten, wodurch etwa der Reim wegfiel. Wie eine Lupe sollte seine Übertragung wirken, wobei der Kommentar nicht nur zum philologischen Rechenschaftsbericht bezüglich Sprache, Struktur und Poesie wurde, sondern auch zu einer grossen und witzigen kulturhistorischen Abhandlung über Puschkins Welt von Duellen über Datschen und Dandys bis zu Breguet-Uhren. Auch wollte Nabokov das Werk jenen entreissen, die es zu einem Heiligtum russischer Nationalliteratur stilisierten – indem er die französischen Bezüge herausstrich. Eben sind die Rudimente von Nabokovs sagenumwobenes Fragment gebliebenem letztem Romanversuch «Das Modell für Laura» auf 138 Karteikarten erschienen. Bekömmlich ist das nicht wirklich, und man tut gut daran, sich das «Onegin»-Projekt zu Gemüte zu führen. Damit wollte er zur Legende werden, die er ohnehin ist. – Eine ausführliche Besprechung folgt. / Andreas Breitenstein, NZZ 14.11.
Kategorie: RußlandSchlagworte: Alexander Puschkin, Andreas Breitenstein, Vladimir Nabokov
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