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Hamm. Einmal mehr verlässt der Klangkosmos die ausgetretenen Musikpfade und begibt sich am Dienstag, 13. Oktober, in den aufregenden „Dschungel“ selten gehörter Klänge. Nicht nur musikalisches, auch territoriales Neuland wird betreten: die Reise geht in den Nahen Osten, nach Palästina.
Die Sängerin Kamilya Jubran sucht das musikalische Abenteuer. Geboren wurde sie 1963 in Akko (auch Akka), der ehemaligen maritimen Hauptstadt der Kreuzfahrer. Wie die meisten hier hat auch Jubran einen israelischen Pass, fühlt sich aber als Palästinenserin. Sie stammt aus einer Musikerfamilie: Vater Elias ist Instrumentenbauer, Oud (Kurzhalslaute) -Spieler und Musiklehrer. Schon im Alter von vier Jahren begann Jubran, selbst auf der Oud und dem Qanun (orientalische Knieharfe) zu spielen und hatte ihre ersten öffentlichen Auftritte. Mit 19 Jahren stieß sie als Sängerin zur Musikgruppe „Sabreen“, bis heute eine der bekanntesten und einflussreichsten palästinensischen Bands überhaupt, deren Musik sie bis 2002 durch ihre Stimme prägte und entscheidend beeinflusste.
Mittlerweile verwirklicht sie ihre eigenen künstlerischen Visionen. Sie selbst sagt: „Ich suche nach einer ehrlichen Musik. Ich will mich und mein Leben darstellen.“
Sie versucht, in ein für arabische Interpreten schwer zugängliches Terrain vorzudringen: Gesang auf Hocharabisch und dazu noch die Vertonung zeitgenössischer arabischer Gedichte – das haben bisher nur sehr wenige versucht. Jubran nimmt die Herausforderung an und geht sogar noch einen Schritt weiter: sie übersetzt und vertont auch Poesie anderer Kulturen ins Arabische. Ihr Kapital ist ihre großartige Stimme, die eine erstaunliche Präsenz und Variationsbreite hat. So gelingt es ihr, die Texte mit den modernen Melodien in Einklang zu bringen, die sie für ihre Lieder wählt. Dabei begleitet sie sich selbst auf der Oud.
Kamilya Jubran gibt dem Leid der Palästinenser ein neues, tiefgründiges Gesicht – das Gesicht von Liebe und Frieden. Sie ist eine universelle Künstlerin, ihr gesamtes Schaffen steht für das Streben, sich von den Konventionen und Traditionen des arabischen Gesangs zu lösen, mit denen sie aufgewachsen ist. Damit steht sie in der Tradition einer experimentellen Bewegung innerhalb der arabischen Musikwelt, die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und zu der unter anderem Künstler wie Marcel Khalife aus dem Libanon, Scheikh Imam aus Ägypten, Samih Choqeir aus Syrien und Ahmad Bin Dhiab aus Tunesien gehörten.
Das Konzert von Kamilya Jubran beginnt um 17.30 Uhr in der Lutherkirche (Martin-Luther-Straße 27b, 59065 Hamm), der Eintritt ist wie immer frei!
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