040. Zwei Altmeister

Die „Presse“ ist schwer beeindruckt:

Diese jüngsten Gedichte des Altmeisters bundesrepublikanischer Intellektualität haben es – wieder einmal – in sich. Von Hans Magnus Enzensberger ist man nichts anderes gewöhnt; und man kann ihm dafür nur dankbar sein, für (beinahe) jedes Wort und jeden Gedankenstrich. …

Enzensberger hat noch immer ein diebisches Vergnügen an bizarren Reihungen („Der Konzertflügel, die Kirsche, das Meer, / der Smaragd natürlich und das gezogene Messer. / Wenn es geregnet hat, das Kopfsteinpflaster, / die Zungenspitze und das gepellte Ei.“) und an der Subversion bestimmter Leitbilder („Schade! Von den vier Elementen / wollen sie nichts mehr wissen, / unsere Spitzenforscher“, das Gedicht heißt natürlich „Vorsokratisch“!). Qualitativ grenzwertig sind nur wenige Verse (etwa „Wo
aber das Herz flimmert, / wächst das Rettende auch“ – das Hölderlinsche Original ist einem denn doch lieber); aber das Gelungene überwiegt bei Weitem, etwa die Prosagedichte, deren Höhepunkt lautet: „Fünf Sinne sind nicht genug, um ein ganzes Jahr zu begreifen.“

Außerdem geht es in dieser Besprechung von Rüdiger Görner um John Updike:

Mit Enzensberger verbindet Updike die Neigung zum Thesenhaften (etwa im Gedicht „Beim Bäumepflanzen“, das pointiert so beginnt: „Unsere letzte Berührung mit dem Mythischen“), mit dem Aussprechen von Wahrheiten in Halbsätzen. Wie bei Enzensberger werden auch bei Updike gewisse, durch den Titel geweckte Erwartungen bewusst enttäuscht; so lautet das dritte der „Erotischen Epigramme“ ernüchternd: „In der Hoffnung, sich einen Spiegel zu formen, / poliert der Liebende so lange das Antlitz der Geliebten, / bis er einen Totenschädel vor sich hat.“

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