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Deutsches Literaturfernsehen, das klingt interessant. Wenn ich aber dann lese,
Dienstanbieter des Deutschen Literaturfernsehens ist die Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH
meldet sich Skepsis. Brentano, ist das nicht…? Ja, das sind die Leute, die mit großen Namen viel Wind machen und vermutlich auch einige Kohlen. Nicht gerade ein Ruhmesblatt der Literaturstadt Frankfurt. (Suhrkamp geht ja da weg). So stellen sie sich dar:
Die Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH ist eine im berühmten Großen Hirschgraben am Frankfurter Goethe-Haus ansässige Literatureinrichtung. Sie fördert Autoren durch eine Vielzahl von Dienstleistungen.
Die Brentano-Gesellschaft verwaltet die Cornelia-Goethe-Akademie mit dem staatlich zugelassenen Fernstudium „Literarisches Schreiben“, aus dem Literaturpreisträger hervorgegangen sind und das vom Arbeitsamt gemäß Schreiben vom 29.11.04 als förderungswürdig anerkannt wurde. Die Absolventen der Akademie sind vereinigt in der „Gemeinschaft der Absolventen und Literaturpreisträger der Cornelia Goethe Akademie“. 2009 feiert die Cornelia Goethe Akademie ihr zehnjährigen Jubiläum und den 1000. Absolventen ihres staatlich zugelassenen Fernstudiums „Literarisches Schreiben“.
Die Brentano-Gesellschaft verfügt über einen Buchverlag, in dem u.a. die „Frankfurter Bibliothek“ erscheint. Die „Frankfurter Bibliothek“ geht jährlich neu aus einem Gedichtwettbewerb hervor. Sie präsentiert die Lyrik und Poesie der Gegenwart. Die Frankfurter Bibliothek ist eine der weitverbreitetsten Lyriksammlungen der Nachkriegszeit.
Nun nun, viel Rauch und wenig Feuer. „Eine der weitverbreitetsten Lyriksammlungen“, aha. Und wo? Sicher bei den tausenden Hobbyautoren, die darin abgedruckt sind. Aber auch in den Bibliotheken? Im Feuilleton? Nein, ein Weg in die Literatur ist das nicht. Noch einmal die Selbstdarstellung:
Das Deutsche Literaturfernsehen (www.deutsches-literaturfernsehen.de) ist ein Forum für neue deutschsprachige Literatur. Die Redaktion fördert insbesondere die Newcomer, von denen der Markt der Zukunft wichtige Impulse zu erwarten hat.
…
Der Medienmarkt ist gesättigt von den immer neuen Vorstellungen derselben amerikanischen Serienschriftsteller und ihren stark industriell geprägten Produktionen. Das Deutsche Literaturfernsehen versteht sich dagegen auf die Entdeckung und Darbietung der substantielleren Literaturen, die aus deutscher Sprache erwachsen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob ein Autor, wie Martin Walser, Günter Grass oder Durs Grünbein, bereits sehr bekannt ist oder ob ein Autor gerade sein schriftstellerisches Debüt vorgelegt hat und mit Engagement vorstellt.
Treffender beschreibt es diese Leserrezension:
Ich finde es eine gute Idee , dass ein Sammelwerk enstanden ist , in dem die breite Masse sich äussern kann. Man sieht hier , dass in der Basis viel Potential vorhanden ist. Dies soll unbedingt gefördert werden.
Ja, warum auch nicht? Man sollte den darin hoffnungsfroh Gedruckten aber nicht einreden, hier sei ein Tor in die Literatur. Kein Kritiker wird diese dicken Bände lesen, und welche Leser außerhalb der Freundes- und Familienkreise der Dichter selber? Wenn man in die Literatur hineingehen oder auch -sehen will, dann muß man andere Bücher lesen.
Das „Deutsche Literaturfernsehen“ aber ist sicher interessant für Leser, die Freude an solchen Metaphern haben:
„Frei wie das Meer ist mein Herz“
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