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nebel
über dem boden hängt der erste nebel
langsam aufgestiegen aus dem holz
der nacht und deckt die dielen zu im flur
die fliesen und wabert hin zur haustür
wo der hund im zug die ohren aufgerichtet
blinden auges wacht und schlägt ans fenster
schon als schmaler streif ich greife stumm
nach deiner hand die luft wiegt leicht
so zwischen dir und mir nur eine atemtreppe
du gehst in ungestörtem rhythmus auf
und ab und windgebogen ähren deine wimpern
die zart geäderte struktur durchpulster lider
darüber schwebend eine weiße wand ich falle
eine spur kaum sichtbar kriecht in meine atemwege
die laute von erstickter kehle kehren wieder
und alle worte die ich einmal kannte sind nur mehr
geflockte stunden auf der zunge bitterschwer
staub
wenn die tür geschlossen wird, sind auch die hunde
still in ihren hütten. der flugverkehr ist eingestellt, kein
rasenmäher und kein weckerticken, nichts stört. nur
der saum der gardine, der am boden schleift. ein lichtstrahl
der mein auge trifft. fiebergefühle. das holz knackt leise.
nur eine wespe, die ans fenster schlägt. draußen wiegen
sich die tannen. im zimmer, unter meinem bett, wo einer
liegt mit stumpfem messer, zittern die flusen. staub.
staub. ich höre die wespe, die über mir ist. das klappern
von tellern aus der küche, gläserklirren, jetzt das besteck:
wer, wenn ich schriee, hörte mich denn, ist erst der tierfilm
im dritten programm und das gespräch in vollem gang
und nichts davon für mich bestimmt, gefangen im endlosen
nachmittagslicht. staub. staub. bin ich das insekt, das maßlos
erschöpfte, in diesem bett lag meine mutter als kind.
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