22. bei den toten, im haus

In der NZZ vom 2.2.04 schreibt Roman Bucheli über Lutz Seiler und das Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst und vergleicht dabei das Werk des alten und des neuen Hausherrn:

So forschen sie denn beide nach den verlorenen Dingen und Gerüchen, nach den erloschenen Klängen und Gesichtern und fügen, was sie finden, in Worte und Verse, die ihrerseits aus einer anderen Zeit zu kommen scheinen.

Nein, man soll sich davon nicht blenden lassen. Die beiden Lyriker sprechen ganz verschiedene Sprachen. Immerhin liegt ein halbes Lebensalter zwischen Huchels Werk und Lutz Seilers lyrischen Anfängen. Doch wenn der «spätling» mit seinem «handwagen» durch die märkischen Wälder streift, mag er wohl zu seinen Bildern und zu seinem Ton finden – dennoch wird er sich in die Spuren einer Tradition begeben, die ihn freilich eher beflügelt als beschwert. Dies ist vielleicht die Prämie dessen, der es wagt, «bei den toten zu sitzen, im haus» – und an einem Ort zu schreiben, wo einst aus der steten Aufmerksamkeit auf die verschollenen Dinge ein an Umfang kleines, an Rang aber bedeutendes Werk entstanden war.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..