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Interessantes zur Herkunft einiger DDR-Weihnachtslieder fördert Siegfried Stadler in der SZ vom 22.12.03 zutage. Hier einige Erstveröffentlichungsdaten:
Bald nun ist Weihnachtszeit – 1938 (HJ-Liederblatt)
Guten Abend, schön Abend – 1941
Es ist für uns eine Zeit angekommen – 1942 („Deutsche Kriegsweihnacht“, herausgegeben vom Hauptkulturamt der NSDAP)
Ein Beispiel:
Sehr populär wurde in der DDR das Weihnachtslied „Guten Abend, schön Abend“. Am Anfang, als es beispielsweise 1956 und 1958 in zwei Sammlungen des FDGB und der FDJ erschien, gab es weder Angaben zum dreistrophigen Text noch zur Melodie. 1961 ließ Ilse Naumilkat, die mit ihrem Mann beim Berliner Rundfunk wirkte, zwei Lied-Strophen urheberrechtlich schützen, die sie an eine bereits vorhandene erste Strophe angedichtet hatte. Doch woher die erste Strophe kam, blieb im Dunkeln. Zur Melodie hieß es seitdem jedenfalls, dass sie aus Kärnten stamme. Beim deutschen Volkslied-Archiv in Freiburg ist die alte Weise mehrfach notiert. Doch nicht in Kärnten, sondern in der Steiermark hat sie ihren Ursprung. Und zwar in einer handschriftlichen Sammlung eines Joseph Salzwimmer von 1798. Das Lied, das er niederschrieb, hebt mit den Worten an: „Ave Maria, Jungfräuliche Zier“ und verkündet wird „ein unerhört’s Ding von der himmlischen Hofstatt“, die der „Engel Gabriel bringt“. Der katholische Text lässt sich mühelos auf das vorweihnachtliche DDR-Lied singen. Wie aus ihm „Guten Abend, schön Abend“ wurde, ist nun leider auch ein „unerhört’s Ding“. Denn die rätselhafte erste Strophe war keineswegs vom Himmel gefallen. Sie findet sich in den „Liedern zur Weihnachtszeit“, die Ilse Lang 1941 im Kallmeyer Verlag herausgab, der auch die HJ-Liederblätter druckte. Seinerzeit bestand „Guten Abend, schön Abend“ nur aus der noch heute gesungenen ersten Strophe. Sie schließt mit den Worten: „Am Kranze die Lichter, sie leuchten so fein / Sie geben der Heimat einen helllichten Schein“. Zur musikalischen Heimat des Liedes hieß es: „Aus der Eiffel“. Wie man sieht, war die Heimat weit.
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