Girgis Shoukri «Ein Mantel»

In der NZZ vom 10.2.03 stellt Susanne Schanda den ägyptischen Lyriker Girgis Shoukri vor:

Der 35-jährige Lyriker, der sich seinen Lebensunterhalt als Journalist mit Literatur- und Theaterkritiken für ein Radio- und Fernsehmagazin verdient, hat bisher drei Gedichtbände publiziert. Hier im «Grillon» sind sie in der Vitrine ausgestellt, zusammen mit den Büchern der anderen literarischen Stammgäste. Die Titel klingen so surreal wie viele der Gedichte: «Unter meine Schuhsohlen fallend», «Ein guter Mann spricht zu sich selbst» und «Von der Wichtigkeit eines Hundes in einem Theaterstück». Es sind knappe und konzentrierte Momentaufnahmen, teils kafkaesk verfremdet, teils kindlich verwundert oder aber lakonisch subversiv. Etwa im Gedicht «Ein Mantel»: «Mein Mantel und ich machen Winterspaziergänge. / Ich gebe ihm meine Zigaretten zur Aufbewahrung, / Und wir fragen niemanden nach dem Weg. / Ich trage ihn über dem Arm, wenn die Welt zu ersticken droht. / Manchmal springt er auf meine Schulter / Wie eine Katze / Und wenn ihm das Sehnen zu viel wird, / Beissen seine Taschen meine Hand, / Und ich lächle, wieder zufrieden.»

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