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Mitte der Achtziger, Oskar Pastior war durch sein Petrarca-Übersetzungsprojekt 33 Gedichte bei Hanser drei Jahre zuvor über den beschaulichen Kreis von Kollegen und Fans von Hardcore-Experimental-Lyrik hinaus aufgefallen, und sei es auch nur, indem er den Zorn der akademischen Gilde zum Schutze der Renaissance vor unbefugten Dichterhirnen auf sich gezogen wenn nicht vereinigt hatte, machte Die Zeit ein Porträt des Dichters, in dem viel von Sprachalchemie, von Molekülen, von kleinsten Baueinheiten der Sprache jedenfalls gesprochen wurde, außerdem kam, als Metaphernlieferant, des Dichters Zigarettendrehmaschinchen vor (die heute nicht mehr in Gebrauch ist, da sein Herrchen das Rauchen drangegeben hat).
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Das insistierende Herumreiten auf nordbalkanischer Geografie hat insofern einen Sinn, als dieser in Mehrheit deutschsprachige, polylinguale Teil Rumäniens, dass die Stadt und die siebenbürgische Kindheitsregion ein nicht zu unterschätzendes Schreib-Reservoir für den Dichter gebildet hat und nach wie vor bildet. Als zu seinem Siebzigsten die Münchener Zeitschrift Akzente ein Pastior-Heft herausgab, gab es dort, neben dem für Dichter-Geburtstagsnummern so üblichen Selbstgebackenen, lies Selbstgedichteten, aus dem Umkreis des Jubilars, einen ungewöhnlich interessanten Beitrag.
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Ich erinnere mich, das muss Ende der Achtziger gewesen sein, als Jandl sich in folgendem Sinne geäußert hat: „Oskar Pastior hat inzwischen die Führung in der experimentellen Lyrik übernommen“, und ich täusche mich kaum, wenn aus diesem Statement eine Erleichterung herauszuhören war./ Thomas Kling gratuliert dem Dichter Pastior zum 75., FR 19.10.02
2 von Kling ausgestellte Pastiorzitate zum Schluß:
„Hölderlin ist eine schöne, dem Deutschen verwandte Sprache.“
„Meine Halden sind natürlich Abraumhalden, taubes Gestein, Ausgeschwemmtes (wie jede Übersetzung). In der Nacht, wenn die Selbstentzündung in den Stoffen sichtbar wird, glühen die Halden von innen.“
Mehr zum Jubilar:
Mehr zum Jubilar: RALF SZIEGOLEIT über Gedichtgedichte (Frankenpost 19.10.) / Frankfurter Neue Presse (und andere) 19.10.02
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