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Veröffentlicht am 22. August 2002 von rekalisch
Stellvertretend für die im edlen Ambiente zu feiernde „junge Lyrik 2002“ konterte die in Hamburg lebende Sabine Scho, auch den Nachwuchspoeten gehe es doch vor allem darum, Anschluss an die offiziellen Literaturzirkel zu bekommen.
Scho hat es schon geschafft. Ironischerweise erscheint ihr erster Gedichtband in einer Reihe des Europa-Verlags, die mehr oder weniger tote und vergessene Dichter für das geneigte Publikum „wiederentdeckt“. Mit ihrem „Album“ präsentiert die 1970 geborene Hamburgerin ein solides Werkstück mit klarem literarischem Vorbild: Arno Schmidt und seine „snap-shot“-Theorie.
Scho hat Schnappschüsse eines beim Trödler erstandenen Fotoalbums aus den Fünfzigerjahren zur Hand genommen, sich auf Bildausschnitte eingezoomt und dann losgelegt. Entstanden sind Zitatcollagen aus zeitgenössischen Sprachfetzen und Redensarten inklusive Minizitaten aus Schmidts Frühwerk. Wenn bei Blende acht die Sonne lacht, Hartmut im braunen Diercke-Atlas Teneriffa sucht oder an der Front bis zum Fotofinish geknipst wird, stellt sich ein merkwürdig anachronistisches Gefühl ein. Verstärkt wurde dies durch Schos pathetischen Wochenschau-Tonfall.
/ taz 22.8.02
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Arno Schmidt, Sabine Scho
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