Unterm Schutt

Immerhin ist es mit diesem Band möglich, Inge Müllers Werk präziser zu sichten und vor Überschätzungen zu warnen. Gewiss, die «lyrische Autobiographie» ( Wulf Kirsten ), die sie sich in den Nachkriegsjahren abrang, beeindruckt noch heute. In oft frappierender «Kunstlosigkeit», wie es die Literarhistorikerin Ursula Heukenkamp nannte, umschreibt sie die traumatischen Erlebnisse der Kriegstage: Sie wird verschüttet, überlebt die dreitägige Isolation und birgt wenig später die Eltern tot aus den Ruinen ihres Berliner Wohnhauses. «Ich sah den Tod und die Gewalt / Noch eh ich jung war, war ich alt», heisst es dazu in ihren komprimierten Versen, und in «Unterm Schutt II» ist es schon die Anfangszeile, die die Perspektive des Schreckens wirkungsvoll benennt: «Und dann fiel auf einmal der Himmel um». / Rainer Moritz, NZZ 13.6.02

Inge Müller: Dass ich nicht ersticke am Leisesein. Gesammelte Texte. Herausgegeben von Sonja Hilzinger. Aufbau-Verlag, Berlin 2002. 660 S., Fr. 43.-.

Ines Geipel: Dann fiel auf einmal der Himmel um. Inge Müller – Die Biographie. Henschel-Verlag, Berlin 2002. 256 S., Fr. 35.90

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