haariges bein so sehr behaart

Ulrike Draesners reicher Gedichtband „für die nacht geheuerte zellen“

Die Poetisierung des Banalen, besser: die Befreiung des Poetischen aus dem Banalen gelingt Draesner mit Leichtigkeit und Genauigkeit, eben mit „exakter Fantasie“. Die epilierten Haare verwandeln sich zu Hieroglyphen der Natur; man erinnert sich an Büchners Woyzeck, der die Pilzringe auf dem Feld zu verstehen versucht: „Wer das lesen könnte.“

Am erstaunlichsten an diesem Gedichtband ist wohl die Variierungsfähigkeit Draesners. Die düstere Tom-Waits-Großstadt-Ballade findet sich wie das nachdenkliche Landschaftsgedicht, Lyrik über die Eltern wie ein „fußballgedicht“, Neun-Zeiler wie Vier-Seiter, Witz wie Wut, Durchgeistigtes neben Leiblichkeit. / FR 21.3.01 Rolf-Bernhard Essig

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..