Vom Jazzpianisten Thelonius Monk

stammt das  Diktum, das Wichtigste sei, was man nicht spiele.  Einen ähnlichen Sinn für Raum besitzt der in  Liechtenstein und Wien lebende 44-jährige Lyriker und  Prosaist Michael Donhauser. Sein letzter Gedichtband  hiess «Sarganserland». Der geographische Ort ist darin  weniger wichtig als die Räume, die er für die Dinge (ein  Stück Strasse, ein Wegbord beispielsweise) schafft.  Räume, in denen die räumlichen die Geschichte der  zeitlichen Dinge (Erinnerungsbilder einer Beziehung,  einer Liebesgeschichte vielleicht) zu erzählen  vermögen. Donhausers Gedichte erinnern an die  ruckenden alten Filme – es fehlen immer ein paar  Bilder. Manchmal müsste man sonst Angst haben: Wie  kann einer aus Wörtern wie «sanft», «Wunde», «warm»  ein gestochen scharfes Gedicht machen. Aber  Donhauser setzt die Wörter aus, nimmt ihnen die  sentimentale Aura. Seine Strophen sind fragil und  stabil zugleich, wie Trockenmauern: Die Wörter reden  miteinander, geben sich Raum, schaffen Passagen. / Samuel Moser NZZ 6.3.01

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