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Veröffentlicht am 16. Januar 2016 von lyrikzeitung
Es gibt Bücher, die wirken, als wären sie genau fürs aktuelle Drama der Zeit geschrieben. Und dabei sind sie in ganz anderen Zeiten erschienen. Der Gedichtband „Homerika“ von Phoebe Giannisi schon 2010 in Athen, sogar noch vor Beginn des großen Troika-Dilemmas, erst recht vor dem großen Beginn der Flüchtlingsströme. Aber genau diese Szenerie ist ja der Schauplatz der Dramen des Jahres 2015. Eine homerische Szenerie. (…) Wer hier im Schatten des Pelion lebt, der steht auf antikem Grund. Der hat es nicht weit zu Orten, die auch Homer erwähnt in seiner Odyssee. Und den nimmt die Reise des Helden von Ithaka auf eigene Weise gefangen. Denn hier lösen sich die zeitlichen Distanzen auf, die räumlichen sowieso. Und das ganze Werk Homers lässt sich auf einmal lesen als Parabel auf eine ebenso unüberschaubare Gegenwart mit ihren tückischen Passagen, Verführungen, Sehnsüchten und Hoffnungen.
(…) Wer hat die „Odyssee“ schon einmal so gelesen? Als eine märchenhafte Ausflucht für einen Mann, der alle Welt getäuscht hat mit der Geschichte, wie unwillig er weggegangen wäre in den Krieg um Troja? / Ralf Julke, Leipziger Internetzeitung
Phoebe Giannisi Homerika, Übers. Dirk Uwe Hansen. Reinecke & Voß, Leipzig 2016, 10 Euro.
Kategorie: Griechenland, GriechischSchlagworte: Dirk Uwe Hansen, Phoebe Giannisi, Ralf Julke
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