Echte Dankbarkeit

Heute wäre Adolf Endler 95 geworden.

Verse echter Dankbarkeit

Eine Magistratsangestellte Mitte der Siebziger zum Autor:
"Ich höre, Sie sollen jetzt auch eine Wohnung bekommen...
Ihre Gedichte werden dann hoffentlich anders aussehen!"


Bald fünfzig; und nicht länger nur Gekrächz und Poescher Rab' ich;
Denn eine Wohnung endlich, eine eig'ne Wohnung hab' ich!
Ein and'rer Kerl scheint man geworden: Vorwärtsstürmend gab ich
Mein Ehrenwort, daß künftig keinen einz'gen weiter'n Stab ich
– Auch Staates Sicherheit nie wieder untergrab' ich... –
Über die Heimatstadt zu brechen wagen will, Frau Zapich!
Ja, durch die Straßen als ein nagelneues Wesen trab' ich;
Mich an der Interessantheit blühender Hauptstadt lachend lab' ich;
Mit reif'rem Werk lob' unser'n Alex (nicht den Baobab) ich;
Plumps! war im Eimer meine Lust auf Plowdiw oder Plöhn...
Ich han min Lehen!, Leute, eine Wohnung, Wohnung hab' ich!
(Tönt's nicht schon kräftiger, mein Lied, nicht fast schon wunderschön?)

(1975/1984)

Aus: Adolf Endler: Der Pudding der Apokalypse. Gedichte. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1999, S. 152

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