Trigonia

Hellmuth Opitz 

(* 6. Januar 1959 in Bielefeld)

Nachmittag einer Kindheit

Flügelschlag des Erinnerns:
Libellen, blaue Nadeln
die ein zerrissenes Bild
zusammenflicken:

Die von der Hitze
aufgemeißelten Nachmittage
in der Tongrube bei der
stillgelegten Ziegelei

wo es nach Brennesseln roch
und Pisse. Ringsum Tümpel, Teiche
dazwischen der Junge
auf der Suche nach Fossilien.

Selten fündig: ein Ammonit,
in Pyrit gebrüht, mit viel Glück
eine handtellergroße Muschel
Trigonia genannt, ihr Verschluß

erinnerte ihn an etwas, das
er noch nie gesehen hatte.
Ein Blinzeln später
intensive Forschungsarbeiten

an Mädchen: Einmal hätte er
vor Überraschung fast laut
Trigonia geschrieen, aber auch das
vor Millionen Jahren:

im Oberen Jura der Kindheit.

Aus: Hellmuth Opitz, Die Sekunden vor Augenaufschlag. Gedichte. Bielefeld: Pendragon, 2006, S. 76

Trigonia aspera print. Iconographia Zoologica. Special Collections University of Amsterdam
Amsterdam, Netherlands

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