Ariost 550

Wenn wir schon bei den hohen Zahlen sind.

Ariost, der Shakespear der Italiäner. Er ging sehr früh von dem Studium der Jurisprudenz, welcher ihn sein Vater widmete, zur Dichtkunst über. Er ging zu dem Herzog Alphons von Ferrara, der ihn zweimahl zu Gesandtschaften an dem Papst Julius II. brauchte In Rom erwarb er sich die Gunst des Cardinals Hippolitus dʼEste, schlug aber sein Anerbieten ihn mit nach Ungarn zu nehmen aus, weil er nun in Ruhe leben wollte, nachdem es ihm bei seiner zweiten Gesandtschaft nicht ganz nach Wunsch gegangen war. Sein berühmtestes Gedicht ist der Orlando furioso; ein Heldengedicht, an dem er 20 Jahre gearbeitet hat. Die Akademie della Crusca erkannte ihm den Vorzug vor dem Tasso: ein unakademisches Urtheil, weil Tasso ohne Zweifel regelmäßiger, wenn auch weniger genievoll als Ariost ist; allein sie wurde von dem Großherzog Franz I. dazu aufgereitzt, dessen Haus, wie überhaupt den Florentinischen Adel, Tasso in seinen prosaischen Schriften beleidigt hatte. Er starb im J. 1533, 69 Jahr alt, in seiner Vaterstadt Ferrara.

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 80-81.

Ludovico Ariosto 

(Ariost; * 8. September 1474 in Reggio nell’Emilia; † 6. Juli 1533 in Ferrara)

NIEMAND vermag zu sagen, wer ihn liebt, 
Solange seines Glückes Rad im Steigen;
Denn alles nennt sich Freund, was ihn umgiebt,
Und jeder wird dieselbe Treue zeigen.
Wenn aber Trauer kömmt und Glück zerstiebt,
Dann kehrt sich ab der schmeichlerische Reigen,
Und wer von Herzen liebt, der theilt die Not
Und liebt den theuren Herrn bis in den Tod.

Ja, sähe man das Herz wie die Geberden,
Gar mancher große Mann im Fürstenschloß
Vertauschte dann vielleicht sein Loos auf Erden
Mit einem, der nur wenig Gunst genoß.
Der niedre würde bald der größte werden,
Der große bliebe beim gemeinen Troß.

Deutsch von Otto Gildemeister, aus: Italienische Gedichte. Mit Übertragungen deutscher Dichter. Zusammengestellt von Horst Rüdiger.  Leipzig: Karl Rauch, 1938, S. 139

Zumindest die ersten 8 Verse sind vertont worden, als Madrigal, ich finde als Angaben Cipriano de Rore (ca. 1515–1565) sowie den venezianischen Komponisten und Musikverleger Antonio Gardano (ich kann es nicht genau herausfinden, vielleicht hat Gardano es verlegt). Aufnahme des argentinischen Musikers Eduardo Egüez. Offenbar war es gar kein Sonett, und Otto Gildemeister (oder eher der Herausgeber der Anthologie?) hat aus Ariosts „Rasendem Roland“ eins gebaut. Rüdigers Quellenangaben für den italienischen Text: Ariosto XIX 1-2 (v. 1-5); Orl. fur. II (1928) p. 84, und für den deutschen: Gildemeister Ar. II (1882) S. 178.

Hier der Text von 2 Strophen Ariosts. Die Anthologie von 1938 gibt 14 von den 16 Zeilen typographisch als Sonett.

CANTO DECIMONONO

1
Alcun non può saper da chi sia amato,
quando felice in su la ruota siede;
però c’ha i veri e i finti amici a lato,
che mostran tutti una medesma fede.
Se poi si cangia in tristo il lieto stato,
volta la turba adulatrice il piede;
e quel che di cor ama riman forte,
et ama il suo signor dopo la morte.

2
Se, come il viso, si mostrasse il core,
tal ne la corte è grande e gli altri preme,
e tal è in poca grazia al suo signore,
che la lor sorte muteriano insieme.
Questo umil diverria tosto il maggiore:
staria quel grande infra le turbe estreme.
Ma torniamo a Medor fedele e grato,
che ’n vita e in morte ha il suo signore amato.

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