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Schreibheft Nummer 103 ist soeben erschienen, darin u.a. ein umfangreiches Dossier über den US-amerikanischen Lyriker Gustaf Sobin, zusammengestellt von Jürgen Brôcan.
EIN SELBSTPORTRÄT IM SPÄTHERBST
... durch diesen immer
breiter werdenden zwischenraum war nie mehr
als diese
späten bienen, die du
hingekritzelt hast: was hing, wie säuglinge, von den
dick
baumelnden büscheln; als diese leeren verb-
übersäten landschaften, die du
gemurmelt hast, sogar
gezischt in
jemand anderes, immer wo-
anderes
ohr.
Aus: Schreibheft 103, August 2024, S. 103 – Das Einzige, was ich am Schreibheft immer wieder bekrittele, ist der fast völlige Verzicht auf Originaltexte übersetzter Werke. Diesen Text habe ich im www gefunden.
A Self-Portrait in Late Autumn
... through that ever-
expanding interval, were never more
than these
late bees you’d
scribble: what hung, like sucklings, from the
fat,
dangling clusters; than these desolate, verb-
studded landscapes you’d
murmur, even
hiss into
some other, some ever else-
where’s
ear.
Hier noch ein paar Auszüge aus den „Kommentaren über die Kultivierung des Lyrischen (als Antwort an einen jungen Dichter, der darum bat)“:
: ein gedicht sollte – von der allerersten silbe, vokabel, atemeinheit an – den leser, die leserin (und der allererste leser ist man selbst) hineinziehen in seine bewegung, die bereits eine solche ist – im gange –, noch ehe das gedicht begonnen hat.
: ziehe die nächste zeile immer aus den verborgenen auswirkungen der vorigen, der kommenden zeile.
das gedicht ist eher verbisch als nomenisch. es ist weniger der ausdruck seiner reise als die reise selbst. als das eigene intermezzo in ununterbrochener bewegung.
: „in der natur gibt es keine nomen“, Fenellosa. doch leider gibt es nomen in der sprache. mache sie leicht und evokativ; wo das einzig möglich nomen ein verbrauchtes ist, nagele ein belebendes adjektiv daran. mach es verbisch.
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